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Landeshauptstadt: Mannes Angebote in Gefahr

Dem einzigen Potsdamer Männerverein fehlen für die Jungenarbeit 35 000 Euro Förderung

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Dem „Manne“ e.V., der sich der Arbeit mit Männern und Jungen verschrieben hat, droht das Ende. Im Jahr 2005 hatte der Verein mit Förderung der „Aktion Mensch“, die 68 000 Euro gab, eine Fachstelle Jungenarbeit einrichten können. Diese Summe war als Starthilfe gedacht, wird jährlich reduziert und läuft nun aus. Wie „Manne“-Geschäftsführer Wolf D. Best den PNN sagte, konnte die entstehende Lücke durch angestrebte Kofinanzierungen weiterer Stiftungen und Zuschüsse des Landes und der Stadt Potsdam nicht geschlossen werden.

Um die Unterdeckung auszugleichen, sei seitens der Stadt für 2010 eine anteilige Förderung von 35 000 Euro erforderlich, sonst müssten bereits ab November wichtige Projekte heruntergefahren oder aufgegeben werden. Dafür macht sich der auch dem Landeselternrat angehörende Stadtverordnete Andreas Menzel (Bündnis 90/Grüne) stark. So fordert er etwa, dass sich die Gleichstellungsbeauftragte neben ihrer Arbeit für Mädchen und Frauen verstärkt auch um den Abbau von Benachteiligungen für Jungen und Männer kümmern soll. Trotz seit fast drei Jahren intensiv geführter Gespräche mit dem Jugendamt sei für 60 bis 70 Prozent der Projekte des Manne e. V. eine Förderung abgelehnt worden, so Menzel. Auch die Jungen und Männer haben geschlechtsspezifische Probleme zu bewältigen, bekräftigt „Manne“-Projektleiter Eike Schwarz, selbst mehrfacher Vater. Oft lernen sie schlechter, sind häufiger krank und zeigen ein höheres Gewaltpotenzial als Mädchen. Dass sich die Gesellschaft darum bislang zu wenig gekümmert habe, werde inzwischen nicht nur von Sozialwissenschaftlern, sondern auch von der Politik weithin anerkannt. Perspektivlosigkeit und mangelnde Betreuung festigten bei Heranwachsenden angeblich „typisch männliches“ Verhalten wie Gewaltbereitschaft und Gefühlskälte. Dem wirkt Manne e.V. u.a. mit dem bundesweiten Modellprojekt „Jungenarbeit und Gewaltprävention“ entgegen, das zusammen mit der Fachhochschule Potsdam entwickelt wurde und vom Bildungsministerium sowie der Koordinierungsstelle „Tolerantes Brandenburg“ gefördert wird.

Zu den Projekten des Vereins zählen Veranstaltungen wie die Potsdamer Jungentage, acht Schulprojekte, so mit der Förderschule 18, „Lückenprojekte“ zur Betreuung von dem Hort entwachsenen zwölf- und 13-jährigen Schülern, die Fortbildung von Lehrern und Sozialarbeitern in der Jungenarbeit, Jahreszeitenreisen und als Alternative zur Jugendweihe die „Phönixzeit“. Damit wird den 14-Jährigen eine Veranstaltungsreihe mit für sie wichtigen Themen wie gewaltlose Konfliktlösung, das Verhältnis zu Eltern und Lehrern, Sexualität und Freizeitverhalten angeboten. Den Abschluss bildet eine mehrtägige Fahrt, bei der die Jungen vom Programm bis zur Essenversorgung alle Fragen selbstständig lösen. Junge Erwachsene können den Kurs „Visionssuche“ besuchen. Die Manne-Mitglieder denken auch an neue Projekte, etwa Jungenarbeit in Kitas und für gewaltbereite Jugendliche einen Trainingskurs Aggressivitätsabbau. Dafür müsse allerdings eine Förderung gewährleistet werden, stellte Best klar. Zurzeit ist die Entwicklung eher gegenläufig. Wegen fehlender Mittel können einige Schulprojekte nicht fortgesetzt werden.Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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