MEINE Woche: Maria
und nun zum fünften Mal wurde das gleiche Lied gespielt. Viele Leute torkelten besoffen an mir vorbei Richtung Toiletten oder zur nächsten Sitzmöglichkeit, welche in Anbetracht des vorangeschrittenen Abends nun wieder reichlich vorhanden waren.
Stand:
und nun zum fünften Mal wurde das gleiche Lied gespielt. Viele Leute torkelten besoffen an mir vorbei Richtung Toiletten oder zur nächsten Sitzmöglichkeit, welche in Anbetracht des vorangeschrittenen Abends nun wieder reichlich vorhanden waren. Diese Nacht hatte nämlich schon ihren Zenit weit überschritten. Es war mittlerweile 5.20 Uhr und über Berlin lichtete sich der Himmel.
Höchste Zeit, mich zu verabschieden. Ich war müde, denn ich hatte wegen eines Umzuges – ausgerechnet über meiner Wohnung – nur sehr schlechten „Mittags- Party-Vorschlaf“ genossen. Doch nun ist es so: Man kann nicht einfach um 5.30 Uhr schnell nach Potsdam fahren, denn meistens ist der „Regio“ gerade weg, wenn man auf dem Bahnhof angekommen ist und die nächste S-Bahn kommt auch erst in 45 Minuten. Ebenso bei mir: Ich saß also für die nächsten 45 Minuten auf einem Bahnhof mit ungefähr 50 anderen Leidensgenossen und exakt nur drei Sitzmöglichkeiten fest.
Danach fragte ich mich ob SIE mir dort schon aufgefallen war oder nicht??
Es gab da, wie so jedes Wochenende, eine junge Dame, welche mit mir und den anderen 47 – die drei mit dem Sitzplatz schliefen tief und fest darauf – in die S-Bahn stieg. SIE saß circa acht Reihen weiter vorn. Mit der Zeit und der Entfernung zum Ziel-Umsteige-Bahnhof Wannsee sondierten sich die Fahrgäste und spätestens am Wannsee erkannte man, wer zum harten Potsdamer Partykern gehörte. SIE war auch mit dabei.
Am Bahnhof angekommen, hatte ich das Glück, den Bus nach einer kleinen Sprinteinlage noch zu erreichen. Doch der Busfahrer fuhr gar nicht los – umsonst gerannt wie ein Doofer – er wartete noch auf, „jawohl!!!!“, die Brünette aus der S-Bahn. Ich konnte mich nicht überwinden sie anzusprechen, in Anbetracht meines Aussehens nach knapp sieben Stunden lauter Clubmusik, Alkohol und Schlafmangel tat ich auch gut daran es nicht zu tun.
Doch wie der Zufall es wollte stiegen wir an der gleichen Haltestelle aus. Ich überwand mich und probierte es. Sie hieß Maria, war erst neu nach Potsdam gezogen und kam ursprünglich aus Berlin. Ich hatte kaum Zeit mich vorzustellen, geschweige denn ihre ganze Schönheit zu bewundern, schon an der nächsten Kreuzung trennten sich unsere Wege. Schnell noch die Nummern ausgetauscht, verschwand ich in der kleinen Gasse – eine Abkürzung zu meiner Wohnung. Dort angekommen schloss ich auf und stürmte zur Wohnungstür, kurz darauf hörte ich einen Schlüssel in der Hintertür, ich blickte mich um und wer stand im Türrahmen??? Maria.
Michael Reinhardt ist 21 Jahre alt und fährt mehrmals pro Woche zum Studieren nach Berlin.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: