Landeshauptstadt: Marmor, Stein und Eisen bricht
In der Orangerie Neuer Garten wird die Restaurierung von Skulpturen demonstriert
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Neun Kunstwerke auf einem Lkw: So brachten die Bildhauer der Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gestern Skulpturen vor die Orangerie des Neuen Gartens. Denn diese werden ab dem 25. Juni Teil der Ausstellung „Marmor, Stein und Eisen bricht – die Kunst zu bewahren“ sein.
Etwa die wie durchgeistigt schauende „Rhetorik“ von Friedrich Christian Glume, die der Bildhauer 1737 geschaffen hat. Erst baumelte die Sandsteinfigur am Kranarm, dann wurde sie auf einen Gabelstapler geladen und in die Pflanzenhalle gefahren. Ihr folgten weitere Kunstwerke unter anderem auch die eher unansehnlich wirkenden Überbleibsel eines „Knöchelspielers“ von der Nordloggia der Orangerie. Gerade auf sie legt Werkstattleiter Rudolf Böhm aber besonderen Wert. 1978 fiel die Figur eines Nachts plötzlich bis auf einen Stumpf in sich zusammen. Unter der Kruste war der Marmor regelrecht zerbröselt, Folge der Witterungseinflüsse und der Luftverschmutzung, die der gefürchtete „saure Regen“ auslöste. Am Schicksal des Knöchelspielers kann deutlich gemacht werden, vor welchen schwierigen Problemen die Restauratoren bei der Erhaltung der Kunstschätze stehen. Wie Ausstellungs-Kuratorin Kathrin Lange erläuterte, werden die Skulpturen in unsaniertem, konservierten, teil- oder völlig restauriertem Zustand gezeigt, um die Schritte zu ihrer Rettung nachvollziehbar zu machen. Vielfach sind Kopien notwendig. So wird in der Ausstellung Lambert Sigisbert Adams berühmte, 1749 an der Großen Fontäne aufgestellte Allegorie der Luft zu sehen sein - einmal das wertvolle, ins schützende Depot gebrachte Original und zum anderen die gerade von Bildhauer Andreas Klein fertiggestellte Kopie. Mit diesem zweiten Transport gelangt außerdem ein Bronzenachguss der erst in den 30er Jahren vor der hellenischen Küste aufgefunden antiken Statue „Poseidon aus dem Meer“ in die Ausstellung. Ein solche Nachbildung steht als Geschenk Griechenlands auch am UNO-Gebäude in New York. Laut Lange wird der Besucher in der Orangerie einen „Dreiklang“ erleben: In der westlichen Pflanzenhalle werden ihm die Aufgaben im Gartenraum vorgestellt, vornehmlich an Skulpturen. In der Osthalle zeigt die Stiftung die in den Innenräumen der Schlösser zu bewältigenden Arbeiten – vom Restaurieren alter Gemälde, Möbel, Stoffe oder Uhren. Der in der Mitte gelegene kostbare Palmensaal, der in sich ein Beispiel erfolgreicher Restaurierung darstellt, bietet Gelegenheit zum Ausruhen. Dabei kann das Gesehene an einer „Hörstation“ vertieft werden.
Erhart Hohenstein
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