zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Marquardt distanziert sich von Hochzeitsüberfall

Erklärung von Bürgern und Vereinen des Ortsteils / Marschall: Polizei war zügig vor Ort

Stand:

Marquardt – Gut eine Woche nach dem brutalen Überfall auf eine Hochzeitsgesellschaft im Schloss Marquardt haben sich Bürger und Vereine des Potsdamer Ortsteils in einer Erklärung von der Tat distanziert. Wie es in der Erklärung heißt, würden sie jegliche Form der Gewalt verabscheuen. Zugleich drücken die Unterzeichner der Hochzeitsfamilie und deren Gesellschaft „unser Bedauern aus und versichern, dass dies die Tat Einzelner war, mit der die über 1000 Einwohner Marquardts nichts zu tun haben“. Unterzeichnet ist die Erklärung unter anderem vom Ortsteilbürgermeister Dieter Menzer, den Stadtverordneten Hans Nahl und Wolfgang Grittner, dem CDU-Landtagsabgeordneten Wieland Niekisch, dem Kirchenvorstand sowie ortsansässigen Vereinen und Gewerbetreibenden.

Wie berichtet, waren das Brautpaar und mehrere Gäste in der Nacht zum 2. Juli zunächst von vier jungen Glatzköpfen attackiert worden. Die Feiernden wehrten sich, dabei wurden zwei von ihnen und ein Angreifer verletzt. Die Clique zog ab und kam kurz darauf mit ungefähr 15 Kumpanen zurück. Das Brautpaar und die Gäste flüchteten ins Schloss und verriegelten die Türen. Draußen warfen die Randalierer Tische und Bänke um und rissen mindestens ein Partyzelt ein.

Die Verwalterin des Schlosses hatte als möglichen Grund für den Überfall ein an dem Abend in Marquardt kursierendes Gerücht genannt: Weil bei der Hochzeitsparty „türkische Musik“ gespielt worden sei, hätten einige Dorfbewohner wohl geglaubt, im Schloss werde „eine Türkenhochzeit“ gefeiert und seien darauf dorthin gezogen. Laut dem Potsdamer Polizeichef Ralf Marschall sollen die Täter allerdings „jenseits von rechts und links“ sein. Einen 32-jährigen Tatverdächtigen hat die Polizei am vergangenen Freitag bereits vernommen. Wie es gestern aus Ermittlerkreisen hieß, habe der Mann zwar inzwischen gestanden an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein, aber angeblich könne sich wegen des starken Alkoholkonsums nicht mehr erinnern, wer seine Kumpane waren. Das Aussageverhalten des Mannes sei „schwierig“, hieß es.

Marschall ist sich jedoch sicher, „dass wir die anderen auch kriegen“ Denn bereits vor dem Hochzeitsüberfall gegen 3.30 Uhr war eine Funkstreife wegen einer Schlägerei auf dem Marquardter Dorffest im Einsatz gewesen und hatte dort auch die Personalien der Beteiligten aufgenommen. Als um 3.38 Uhr der Notruf der Hochzeitsgäste bei der Polizei-Leitstelle in Eiche eintraf, befanden sich die beiden Polizisten jedoch schon wieder in der Polizeiwache.

Die Hochzeitsgäste hatten die Polizei erst informiert, nachdem die Täter geflüchtet waren. Rund drei bis vier Minuten dauert es laut Marschall „in der Regel“, bis der Notruf mit allen wichtigen Angaben von den Einsatzkräften in Eiche an die Funkstreifen weitergeleitet wird und die Polizisten zum Tatort aufbrechen können – so geschehen auch in der Nacht des Überfalls. Zwei von insgesamt sieben nächtlichen Funkstreifen in Potsdam seien sofort zum Tatort nach Marquardt gefahren. 18 Minuten hätten die Polizisten benötigt, um vom Revier in der Tresckow-Straße zum Tatort zu gelangen. Auch wenn dieser Zeitraum dem wartenden Notrufer laut Marschall „wie eine Ewigkeit vorkommen könne“ , liegt die Potsdamer Polizei damit in der Norm. Nach den Richtlinien des brandenburgischen Innenministeriums seien Wartezeiten bis zu 20 Minuten in Ordnung, sagte Michael Peckmann von der Polizeigewerkschaft GdP gestern den PNN. Bei den Vorgaben handele es sich zudem lediglich um Richtlinien, „die überschritten werden dürfen“.

Die Polizei sei jedoch zügig nach Marquardt gefahren, erklärte Marschall gestern. Von vermutlich fremdenfeindlichen oder rechten Motiven hätten die zweimal Überfallenen den Polizisten in dieser Nacht nichts erzählt. „Erst im Nachhinein“ habe die Schlossverwalterin solche Aussagen getroffen, so Marschall.

Die entsprechenden Medienberichte wurden in der gestrigen Erklärung der Marquardter Bürger kritisiert. Das Sommerfest wird als „fröhlich“ und „kulturvoll“ bezeichnet. „Dies wollen und werden wir uns weder von einigen betrunkenen Schlägern, noch von einer zum Teil vorurteilsbeladenen Berichterstattung kaputt machen lassen“, hieß es. Erst nach den Ermittlungen „kann bewertet und entsprechend Vorsorge getroffen werden“. Kritik wird auch an dem Polizeieinsatz geübt. Zwar habe die Polizei das Dorffest durch Streifen begleitet. Doch wolle man geklärt haben, warum die Streifen in der kritischen Zeit nach dem Festende zwischen zwei und vier Uhr ausgeblieben seien und warum sich die Polizei nach der Schlägerei auf dem Dorffest wieder zurück zog. just/erb

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })