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Landeshauptstadt: Marquardt-Urteil fällt erst im November

Weitere Zeugen müssen vernommen werden / Fünf der sechs Angeklagten bereits einschlägig vorbestraft

Stand:

Marquardt - Weil noch drei Zeugen gehört werden müssen, verschiebt sich das Urteil im Prozess um die so genannte Hochzeitsschlägerei in Marquardt um fast anderthalb Monate. Richterin Constanze Rammoser-Bode legte gestern den vorläufigen Termin für die Urteilsverkündung auf den 9. November fest. Bis dahin wird es am Amtsgericht noch zwei weitere Verhandlungstage am 9. und 24. Oktober geben. Dann sollen weitere Gäste der überfallenen Hochzeitsgesellschaft vernommen werden, die in der Nacht zum 2. Juli 2007 vor dem Schloss Marquardt feierten – und nach eigenen Angaben von bis zu 15 jungen Männern überfallen wurde. Angeklagt sind sechs Verdächtige (PNN berichteten), die die Vorwürfe bestreiten – oder in drei Fällen bisher gar nichts sagen. Jedoch haben an anderen Verhandlungstagen mehrere Zeugen bereits Angeklagte wiedererkannt.

Die gestrige Verhandlung brachte allerdings keine entscheidenden Erkenntnisse. Es wurde aber deutlich, dass fünf der sechs Angeklagten einschlägig vorbestraft sind, unter anderem wegen gemeinschaftlicher Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und schwerem Raub. Als Indiz lässt sich die Aussage des Gastwirts werten, der zwei Angeklagte nach drei Uhr beim parallel stattfindenden Dorffest gesehen haben will. Zu diesem Zeitpunkt sei bereits eine andere Schlägerei auf dem Fest beendet gewesen. „Aber so etwas ist bei einem Dorffest ganz normal“, sagte der Wirt, der auch für die Betreuung der Hochzeitsgäste zuständig war. Deren Gruppe hätte er gegen 23 Uhr zuletzt gesehen, „fröhlich und nicht übermäßig betrunken.“ Der Angriff habe ihn geschockt – gleichwohl aber auch die Berichterstattung über den Überfall, so der Wirt. Die kurzhaarigen Angreifer sollen dabei gesagt haben, dass „die Fremden aus dem Dorf verschwinden sollen“: Unter anderem daraus wurde ein mögliches rechtsextremes Motiv abgeleitet. „Wenn aber hier jemand eine Glatze hat, dann ist er lange nicht rechtsradikal“, sagte der Wirt. Dagegen würde er sich verwahren.

Ebenso gegen 23 Uhr hatte die Schlossverwalterin die überfallene Gruppe zum letzten Mal gesehen. Sie erinnerte sich gestern an den Morgen nach dem Überfall. „Die Hochzeitsgäste hatten im Park Zelte aufgestellt und im Schloss übernachtet, was aber nicht gestattet ist.“ Darauf habe sie aufmerksam machen wollen – und sei von den aufgebrachten Hochzeitsgästen „grundlos“ angeschrieen worden. Schon nach dem Überfall hatten sich die Angegriffenen über die Verwalterin beschwert: Sie habe ihnen „falsches Benehmen“ vorgehalten. Sie hatte gesagt, da bei der Feier „türkische Musik“ gespielt wurde, sei im Dorf das Gerücht aufgekommen, „da ist eine Türkenhochzeit“. HK

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