Landeshauptstadt: Maßnahme gegen „die drei Affen“ Über einen Leitfaden zur Gewaltprävention will
die Stadtverwaltung mit Schulen in Dialog treten
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Hinsehen, Handlungswillen zeigen, sich einmischen, Kontrahenten trennen, Opfer versorgen – insgesamt acht Tipps für Lehrer zum Umgang mit Gewaltsituationen enthält der gestern von der Verwaltung vorgelegte Leitfaden für Sicherheit und Gewaltprävention an Schulen.
Man reagiere mit dem Papier nicht auf eine „aktuelle Notsituation“, betonte die Ordnungsbeigeordnete Elona Müller. Die Lage an den 49 staatlichen und privaten Potsdamer Schulen sei nicht dramatischer als anderswo. Laut Statistik nehme die Jugendkriminalität in den vergangenen drei Jahren sogar ab, ergänzte Mathias Tänzer, Leiter der Potsdamer Polizei. Mit dem Leitfaden wolle man einer Eskalation vorbeugen, also präventiv wirken. Er sei eine Handlungsempfehlung, aber auch die erste Kontaktaufnahme mit den Schulen, sagte Ursula Löbel, Leiterin der Geschäftsstelle Sicherheitskonferenz, die gemeinsam mit den städtischen Fachbereichen und der Polizei das Schriftstück erarbeitet hat. Es werde nun mit einem Anschreiben an die Leiter der Schulen verschickt. Meldeten sie sich nicht selbst, würden sie angerufen, sagte Elona Müller.
Auch in der Vergangenheit habe die Stadtverwaltung schon mehrere Anstrengungen unternommen, um über das latent aktuelle Thema Gewalt mit den Bildungseinrichtungen ins Gespräch zu kommen. Mit mäßigem Erfolg, wie die Beigeordnete sagte. „Wir wollen, dass Schulleiter und Lehrer nicht die drei Affen spielen – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“, so Elona Müller. Vielmehr sollten vor allem jene Schulen beispielgebend sein, die ihre Probleme thematisierten. Die Sozialbeigeordnete führte als ein solches Exempel die Grundschule „Am Priesterweg“ an, die für den offenen Umgang mit der Problemlage „nicht nur Lob erntete“. Die Denkrichtung in der Stadt müsse da eine andere werden. Der Leitfaden sei nur der Anfang der von der Verwaltung angestrebten präventiven Anti-Gewaltarbeit. Es gelte, den Anfängen zu wehren. Wenn die Kinder und Jugendlichen strafrechtlich auffällig würden, sei dem eine Entwicklung vorausgegangen, so Polizeioberrat Tänzer. „Schon bei Schubsereien auf dem Schulhof oder anderen aggressiven Verhaltensweisen“ müsse eingeschritten werden, forderte Elona Müller.
Damit Lehrer selbst in der Lage seien, sich in solchen Situationen behaupten zu können, gebe es in der Stadt über 60 Angebote der Weiterbildung und Qualifizierung, sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Dass die vielfältigen Problemlagen, in denen sich die Schüler befänden, nicht vor der Schule halt machten, zeige auch die Bedarfsanmeldung an Schulsozialarbeit, so Schweers. In einer Umfrage der Verwaltung hatten 28 Schulen Unterstützung durch eine Fachkraft für sich gefordert, zehn Schulsozialarbeiter gibt es bisher in Potsdam.
Nicola Klusemann
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