Landeshauptstadt: Mathe und Monster unterm Mikroskop Die Golmer Wissenschaftsinstitute öffneten zum vierten Mal ihre Türen
Von Norbert Weigend Golm - Es gibt Karrieren, die begannen mit einem Irrtum. In den 50er Jahren kam Mathematikstudent John Milnor in Princeton zu spät zur Vorlesung.
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Von Norbert Weigend Golm - Es gibt Karrieren, die begannen mit einem Irrtum. In den 50er Jahren kam Mathematikstudent John Milnor in Princeton zu spät zur Vorlesung. An der Tafel standen einige Hausaufgaben, Milnor schrieb sie sich ab. Zur nächsten Vorlesung beschwerte er sich bei seinem Professor, die Aufgaben seien sehr schwer gewesen. Er habe nur eine lösen können. So entstand Milnors erste Bahn brechende wissenschaftliche Arbeit, denn Milnors Professor hatte nicht die Hausaufgaben, sondern noch nicht gelöste, mathematische Forschungsprobleme an die Tafel geschrieben Wissenschaft über Experimente, Gespräche und Geschichten transparent und für jeden nachvollziehbar zu machen, das war das Ziel des „Tages der Offenen Türen“, den die Institute des Wissenschaftsparks und die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam am Sonnabend auf dem Campus in Golm veranstalteten. Etwa 2000 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich von Chemikern, Biologen, Biochemikern oder Geowissenschaftlern ihre Labore und Forschungsprojekte zeigen zu lassen. Nachdem im letzten Jahr die Institute des Wissenschaftsparks Gastgeber waren, fanden die Führungen und Präsentationen in diesem Jahr auf dem Golmer Universitätscampus statt. Dort erwarteten die Gäste Workshops, Präsentationen und Informationsstände aus allen naturwissenschaftlichen Disziplinen. In 18 Vorlesungen informierten renommierte „Potsdamer Köpfe“ etwa über das männliche Geschlecht aus evolutionsbiologischer Sicht, den menschlichen Anteil an Hochwasserkatastrophen oder die letzten Entwicklungen auf dem Gebiet der Lasertechnologie. Mit vielen Ideen zeigten die Wissenschaftler besonders Kinder und Jugendlichen, wie spannend Wissenschaft sein kann. Die drängelten sich um die Mikroskope, mit denen kleine „Monster im Wassertropfen“ zu bestaunen waren. Oder sie lernten unter fachkundiger Anleitung, wie man mit gewöhnlichen Haushaltschemikalien wie Wasser, Salz, Geschirrspülmittel und Spiritus die Erbsubstanz DNS aus Obst und Gemüse gewinnen kann. Auch die ganz Kleinen wurden bestens betreut, profilierten sich als Schneckenforscher oder kämpften in mathematischen Spielen mit „Zahlenteufeln“ und „Zauberwürfeln“. Eröffnet wurde der „Tag der Offenen Türen“ von Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Christoph Helm, der in seiner Begrüßung zusagen konnte, dass alle für Golm geplanten Bauvorhaben durch die Entscheidungen der letzten Wochen gesichert seien. Damit können mittelfristig durch Investitionen von 120 Millionen Euro mehrere Gebäudekomplexe einschließlich der Bereichsbibliothek fertig gestellt und 515 neue Studienplätze geschaffen werden. Auch dem Baubeginn für das Golmer Innovationszentrum stehe nach der Zusage des Landkreises Potsdam-Mittelmark auf Erhöhung der Investitionsmittel nichts mehr entgegen. Helm lies allerdings auch keinen Zweifel daran aufkommen, was das Ministerium von den Golmer Einrichtungen im Gegenzug erwartet: Einen Platz im Förderprogramm-Wettbewerb der Bundesregierung für wissenschaftliche Exzellenz, der der Universität und ihren außeruniversitären Partnern Fördergelder in Höhe von acht Millionen Euro sichern würde.
Norbert Weigend
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