Landeshauptstadt: Matrosenstation Kongsnaes soll Gästehaus werden
Landsted Kongsnaes GbR will 2,8 Millionen Euro investieren / Förderverein und „Royal Louise“ betrachten Konzept als verfehlt
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Berliner Vorstadt - Für die erhaltenen drei Gebäude der einstigen Königlichen Matrosenstation am Jungfernsee soll es keine Neuausschreibung geben. Dies teilte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) jüngst im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit. Damit könne der Kommunale Immobilienservice (KIS) der Stadt das Gelände an den einzig verbliebenen Bewerber verkaufen, die Landstedt Kongsnaes GbR.
Diese Entscheidung hat bei den an einer Mitnutzung der Station interessierten Vereinen Befremden ausgelöst. Sie seien von der Stadt nicht informiert worden, erklärten sowohl der Vorsitzende des Potsdamer Yacht- und Schifffahrtsvereins „Royal Louise“, Claus Reichardt, wie auch des Fördervereins Kongsnaes, Volker Schneeweiß. Dies sei in ihren Augen eine Missachtung der engagierten ehrenamtlichen Vereinsarbeit. Beide halten das GbR-Konzept, das in den Häusern Schwanenallee 7, 7a und 7b ein „anspruchsvolleres Gästehaus“ mit etwa 18 Appartements vorsieht, für unzureichend. Die in der Ausschreibung der Stadt geforderte Einbeziehung der Vereine sei nicht gewährleistet.
Dies liest sich jedoch im Konzept der Landstedt Kongsnaes GbR, hinter der vier Potsdamer Gesellschafter stehen, die öffentlich nicht namentlich genannt werden wollen, bis sie offiziell den Zuschlag bekommen haben, anders. Beiden Vereinen wird eine Zusammenarbeit angeboten, im Eingangsbereich des Gästehauses sollen sie über ihre Arbeit informieren können. Die „Royal Louise“, Nachbau einer königlichen Fregatte aus dem Jahr 1832, solle ihren Anlegeplatz weiterhin an der Matrosenstation haben. Der Verein könne wie bisher ein Büro in den Gebäuden mieten. Dem Förderverein Kongsnaes wolle die GbR bei der Sponsorensuche für den Aufbau der 1892 von Holm Hansen Munthe im norwegischen Holzbaustil errichteten Empfangshalle (Ventehalle) helfen. Bereits in der kommenden Saison solle der Verein Enviga finanzielle Unterstützung bekommen, damit das Wikingerboot „Kari“ wieder von der Schwanenallee nach Sacrow fahren könne.
Das Gästehaus-Konzept sorge zudem dafür, dass die Matrosenstation und die umgebenden Freiflächen öffentlich „erlebbar“ blieben. Vorteil sei auch, dass die historisch kleinteiligen Räumlichkeiten der Matrosenstation für ein Gästehaus ideal seien – sie blieben bestehen oder würden in den alten Zustand gebracht. Dies werde in Absprache mit der Denkmalpflege geschehen. Vorgesehen seien auch Räumlichkeiten für den norwegischen Honorarkonsul, der bisher in Babelsberg ansässig ist.
Insgesamt will die Landstedt Kongsnaes GbR laut Konzept 2,8 Millionen Euro in die einjährige Sanierung der Häuser investieren und das Gästehaus später auch selbst betreiben. Baustart soll in rund zweieinhalb Jahren sein; zuvor sollten eine möglichst sozialverträgliche „Entmietung“ und eine Vorbereitung der Sanierung stattfinden. Dabei setze die GbR auf eine Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen in Potsdam und dem norwegischen Telemark.
Nachdem sich der zweite Bewerber um die Matrosenstation, der Rechtsanwalt Jörg Zumbaum, wegen der Querelen um die von ihm sanierte Villa Gericke zurückgezogen hatte, wäre eine Neuausschreibung des Kongsnaes-Grundstücks die einzig faire Lösung gewesen, bekunden beide Vereinsvorsitzende dennoch übereinstimmend. Dies hatten sie der Stadt auch vorgeschlagen. Schneeweiß sieht die Möglichkeit, dass sich bei einer Neuausschreibung weitere potente Investoren melden. Der Verein habe dazu beigetragen, dass das Mauergrundstück im Ganzen an die Stadt Potsdam übertragen wurde. Dies bedeute für ihn, neben der Sanierung der drei Häuser müsse zugleich die Empfangshalle entwickelt werden. Dies wäre mit dem Konzept von Zumbaum möglich gewesen, aber die Stadt habe diese Chance „vergeigt“. Eine Einzellösung nur für die drei Gebäude sei unbefriedigend. Reichardt kündigte eine konzertierte Aktion beider Vereine an, um für das Kongsnaes-Gelände eine befriedigende Lösung zu finden. Sie sei weiterhin möglich, da nach seinem Kenntnisstand noch keine Beschlussfassung über die Vergabe vorliege. Er werde sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Jann Jakobs wenden. Volker Schneeweiß drückte die Hoffnung aus, dass die Stadt ihre Entscheidung überdenkt.
Schauspielerin und Managementtrainerin Adele Landauer, die sich nach eigenen Angaben ebenfalls um Kongsnaes beworben hatte, zeigte sich gegenüber den PNN verwundert über den “Vorzugspreis, zu dem die Landstedt Kongsnaes GbR den Zuschlag bekommen habe. Er liege 60 000 Euro unter ihrem Angebot. Die GbR wies dies zurück: Mit dem Gebot von 300 000 Euro sei der Verkehrswert erreicht gewesen.
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