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Landeshauptstadt: Mauerblümchen Jagdschloss

Förderverein beklagt mangelnde Unterstützung durch Schlösserstiftung und Stadtverwaltung

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Am Stern - Für das Jagdschloss Stern ist die Frühjahrssaison beendet. Zur vorerst letzten Besichtigung waren noch einmal mehr als 100 Besucher gekommen. Seit April hatte das Publikum lediglich viermal Gelegenheit, den vor 276 Jahren für den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. errichteten ältesten Schlossbau Potsdams zu besichtigen. 2008 wird dazu nur noch zur Schlössernacht am 28. Juni und an erneut vier Terminen im September und Oktober die Chance bestehen.

Damit hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr nicht verbessert: Vereinsmitglieder beklagen das mangelnde Engagement von Stadt und Schlösserstiftung, die kaum etwas gegen das Mauerblümchendasein des Jagdschloss-Geländes unternehmen. Nach wie vor besitzt die Schlösserstiftung als Eigentümer kein Konzept für die Entgiftung der Schlossräume, die in der DDR-Zeit durch Schädlingsbekämpfungsmittel kontaminiert worden waren. Das Vorhaben des von Christine Färber geleiteten Fördervereins, das Schlösschen durch Konzerte, Vorträge und Lesungen zu einem kulturellen Anziehungspunkt für die Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld zu entwickeln, liegt somit weiter auf Eis.

Im Umfeld sieht es nicht besser aus. Nach zwei vergeblichen Versuchen hat die Stiftung jetzt zum dritten Mal das bis nach der Wende als Gaststätte genutzte Kastellanhaus ausgeschrieben. Die Sanierungskosten für das immer weiter verfallende Gebäude werden inzwischen auf über eine Million Euro geschätzt. Damit wird es immer schwieriger, einen Investor zu finden. Der Schloss-Verein wurde über die Neuausschreibung nicht informiert. Er will der Stiftungsleitung nun nochmals seine Konzeption zur schrittweisen Wiedergewinnung des Geländes erläutern. Danach würde er zunächst die Sanierung zweier Hofgebäude, eines Stalls und eines Schuppens in die eigenen Hände nehmen. Sie könnten die Basis für einen Biergarten bilden und für die Einrichtung von Toiletten, die es im und am Jagdschloss bisher überhaupt nicht gibt.

Für das Vorhaben brauchte der Verein aber eine Vereinbarung mit der Stiftung, die ebenso aussteht wie der seit Jahren angestrebte Betreibervertrag für das Jagdschloss. Außerdem wäre eine finanzielle Förderung beispielsweise durch eine Stiftung notwendig, worauf der Verein nach Ablehnung jetzt erneut Antrag stellen will. Weiter kalt bleibt der historische Backofen auf dem Gelände, deren Reste durch den Verein freigelegt wurden. Stiftung und Stadtverwaltung finden angeblich keine Zeit, dazu ein gemeinsames Gutachten als Grundlage für den Wiederaufbau vorzulegen. Wie für die Einrichtung des Biergartens besäße der Verein dafür finanzielle Reserven, sagt die stellvertretende Vorsitzende Ute Langner-Lapalus. Bau- und andere Unternehmen hätten Unterstützung für beide Vorhaben signalisiert, aber erst nach Klärung der rechtlichen Fragen. Möglich wäre aus ihrer Sicht auch die Einbindung eines Sozialprojekts.

Erhart Hohenstein

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