Landeshauptstadt: Maulkorb für Tierschützer
Kritik an TSV-Vorstand soll widerrufen werden
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Die Querelen um den Tierschutzverein (TSV) wollen auch nach der Wiederwahl von TSV-Chef Niklas Wanke nicht enden. Mit Ursula Selke verlässt ein Gründungsmitglied den vor 19 Jahren ins Leben gerufenen Verein. Sie kommt damit einem Ausschlussverfahren zuvor, das der Vorstand bereits am Wochenende gegen sie angestrengt hat. Wie berichtet, hatte Selke Wankes Kurs der vergangenen Jahre heftig kritisiert – etwa seine Konfrontationsstrategie gegenüber der Stadt. Daneben hatte sie dem Vorstand unter anderem ein Demokratiedefizit und mangelnde Transparenz vorgeworfen. Der Vorstand wertet dies in einem Schreiben als „groben“ Verstoß gegen die Interessen des TSV und als „Fehlverhalten.“ Selke wird zudem aufgefordert, „Gegendarstellungen“ ihrer in mehreren Medien gemachten Äußerungen veröffentlichen zu lassen.
Das Schreiben an Selke und ihr Austritt ist ein neues Detail einer öffentlichen Fehde, die sich Kritiker und Befürworter von Wanke seit der Jahreshauptversammlung vom vergangenen Freitag fast täglich liefern. Beide Seiten werfen sich etwa vor, sich bei der Sitzung gegenseitig niedergebrüllt zu haben. Wanke allerdings betonte gestern – ohne zu einzelnen Vorwürfen Stellung zu nehmen –, dass alle Entscheidungen auf der Versammlung „mit großen Mehrheiten“ getroffen worden seien. Mehrere Anwesende berichteten den PNN allerdings, dass rund 25 Kritiker um Gabriele Daubas, die Chefin der Potsdamer Tiertafel, schon vor den als wichtig geltenden Abstimmungen das Treffen verließen – und viele der restlichen rund 70 Mitglieder mehr aus „Mangel an Alternativen“ für den neuen Vorstand um Wanke stimmten. „Ich vermute, dass nun viele austreten werden“, so ein langjährig aktives Mitglied. Auch Daubas hat den Verein verlassen, der als einer der größten in Potsdam gilt.
Ursula Selke hat sich unterdessen an den Deutschen Tierschutzbund gewendet. „Ich bange um unser Vereinsvermögen“, schreibt sie mit Blick auf den Vorstand. Zudem sei ihr nun bewusst, warum es „mit der Stadt und diesem Vorstand keinen Dialog geben kann.“ Nachdem die Stadt Potsdam dem TSV den Betrieb des früheren Tierheims entzogen hatte, wurde besonders Wanke aus der Verwaltungsspitze mehrmals als „nicht verlässlicher Partner“ bezeichnet.H. Kramer
H. Kramer
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