Aus dem GERICHTSSAAL: Mazda-Cabrio-Verdeck aufgeschlitzt
Angeklagter bestreitet die Tat. Verhandlung wird fortgesetzt
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Als Hannes H.* sein Mazda-Cabriolet am Morgen des 26. März in der Potsdamer Straße abstellte, was es noch völlig in Ordnung. Am Nachmittag wollte der promovierte Chemiker seinen Augen nicht trauen. Das Verdeck war aufgeschlitzt, ein Scheinwerfer zertrümmert, der Inhalt des Kofferraums - Kleidung und Werkzeug - geplündert. Im Wageninneren lag ein Zettel. Auf dem stand, der Fahrzeughalter möge sich umgehend bei der Polizei melden. Die hatte als Tatverdächtigen bereits Stefan S.* im Visier.
Jetzt musste sich der 24-Jährige wegen Sachbeschädigung vor Gericht verantworten. Der Alkoholiker bestritt die Tat. „Wieso sollte ich das tun?“, fragte er. „ Ich habe damals auf einen Therapieplatz gewartet, war gerade ins betreute Wohnen gekommen. Außerdem stand ich unter Bewährung.“
Doch es gibt einen Augenzeugen, der Stefan S. bei seinem Tun beobachtete. Dietmar D.* (49) wartete im Auto auf seine Frau, die durch die Bahnhofspassagen bummelte. „Ich mag solche Center nicht“, erklärte der Hausmeister. Die Warterei wurde unversehens spannend. „Ich sah eine Person mit einem Einkaufswagen über den Parkplatz laufen. Die guckte in ganz viele Autos. Dann machte sie eine Bewegung, als ob sie etwas aufschlitzen würde“, erinnerte sich der Stahnsdorfer. „Als ein Fahrzeug kam, ging der Mann ein Stück zur Seite. Aber bald darauf war er wieder da und vollführte noch einmal diese Bewegung.“ Neugierig geworden habe er später nachgeschaut, so der Zeuge. „Im Verdeck des Cabrios klaffte ein langer Riss. Ich habe dann die Polizei angerufen. Die war ziemlich schnell ran. Der Täter saß mit seinem Kumpel noch in der Nähe auf einem Baumstamm.“ „Erkennen Sie in dem Angeklagten die Person wieder?“, wollte der Richter wissen. „Er ist es. Allerdings war er im März noch etwas schlanker“, erwiderte Dietmar D.
„Selbst als ich obdachlos war, bin ich nie mit einem Einkaufswagen durch die Gegend gezogen. Ich habe immer darauf geachtet, ordentlich auszusehen. Meine Sachen hatte ich stets im Rucksack“, warf der Angeklagte ein. An besagtem Tag habe er mit einem Bekannten einfach so rumgesessen und Bier getrunken. „Auf einmal war die Polizei da und hat meine Personalien aufgenommen. Dann haben sie noch meinen Rucksack kontrolliert. Ein Messer haben sie allerdings nicht gefunden“, triumphierte der Vorbestrafte.
„Das wurde bei Ihrem Kumpel entdeckt“, ergänzte der Vorsitzende und vergewisserte sich bei dem Tatzeugen: „Kann es sein, dass Sie die Männer verwechseln?“ „Auf keinen Fall“, antwortete dieser. „Ich war das nicht“, beharrte der Angeklagte. „Warum glaubt mir hier keiner?“ Das Gericht unterbrach die Verhandlung bis zum 27. August, um weitere Zeugen, unter ihnen die Polizeibeamten und den Trinkkumpan des Angeklagten, zu hören. (*Namen geändert.) Hoga
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