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Von Michael Meyer: Medaillenhunger noch ungestillt

Die 72-jährige Irene Zappe gewann im Drachenboot jetzt siebenmal Edelmetall und plant bis mindestens 2011

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Rein äußerlich sieht man Irene Zappe zwei Dinge nicht an: Dass sie ein Boot kraftvoll vorantreiben kann und dass sie die 70 bereits überschritten hat. Dabei ist die 72-Jährige jetzt wieder medaillendekoriert von Weltmeisterschaften nach Caputh heimgekehrt. Bei den Drachenboot-Weltmeisterschaften in Racice bei Prag gewann sie mit den Booten des Deutschen Drachenboot-Verbandes viermal Silber und dreimal Bronze. Mit dem Mixed-Boot der „Alten Drachen Ü50“ – den Grand Dragon – wurde sie jeweils Zweite über 200 und 2000 Meter sowie Dritte über 500 und 1000 Meter, mit den Frauen Ü40 – den Senior Women – holte sie jeweils Silber über 1000 und 2000 Meter sowie Bronze über 200 Meter. Dabei saß mit Carola Möller auch ihre Tochter aus Dessau mit im Boot, „was das Erlebnis noch toller machte“, so die Paddlerin.

„Eigentlich eine schöne Ausbeute – aber wir wollten auch Gold, was diesmal nicht ganz geklappt hat“, erzählt Irene Zappe, die mit ihrem Team vor zwei Jahren bei den World Masters in Sydney auf der Olympiastrecke von 2000 mit den Frauen über 200 und dem Mixed-Boot über 2000 Meter die Titel gewonnen hatte. „Wir waren wieder dicht dran, aber das letzte Quäntchen fehlte diesmal leider“, sagt sie. „Vielleicht klappt es ja in zwei Jahren bei den nächsten Weltmeisterschaften in Florida.“ Wenn 2011 in Tampa Bay wieder WM-Medaillen vergeben werden, wird die Kanutin 74 sein – um Edelmetall mitkämpfen will sie dann trotzdem erneut.

Irene Zappe, die aus Reinsdorf – einem Ortsteil der Lutherstadt Wittenberg – stammt, gehört zu den einstigen DDR-Betriebssportlern, die seit der Wende auch sportlich international nachholen, was ihnen bis 1989 verwehrt wurde. „Ich habe seit 1956 bei der damaligen BSG Chemie Piesteritz gepaddelt, und für uns Betriebssportgemeinschaften waren die DDR- Bestenermittlungen die Saisonhöhepunkte. Mehr ging für uns nicht“, erinnert sie sich. Als dann die Grenzen fielen, paddelte die Angestellte der Reinsdorfer Gemeindeverwaltung im Kajak um internationale Meriten. Letztmals 2005 bei den World Master Games im kanadischen Edmonton, „wo ich bei 13 Starts 13 Medaillen gewann, davon acht goldene. Dann stieg ich ins Drachenboot um“, berichtet Irene Zappa, die mit ihrem Mann Siegfried nach der Wende von Reinsdorf nach Caputh zog, „weil hier so tolle Wassersportmöglichkeiten bestehen“.

Das Paar wohnt nur 150 Meter vom Wasser entfernt, „so dass ich schnell ins Kajak steigen kann“, und dicht am Wald, „wo ich mich fast täglich mit Nordic Walking fit halte“, erzählt Irene Zappe, die zum Training im Großboot nach Berlin oder Magdeburg fährt. Und die schon 2010 ihre nächste WM im Drachenboot anvisiert – die Vereins-Weltmeisterschafen im chinesischen Macao bei Hongkong. „Da will ich mit Magdeburg oder Dresden antreten und natürlich auch wieder vorn mitmischen“, erklärt die rüstige Rentnerin, deren Medaillenhunger noch längst nicht gestillt ist.

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