Potsdam: Meeresdämon und Herkules-Anbeterin
Neptunbassin und Landtagsschloss erhalten wertvolle Skulpturen zurück. Der Berliner Bildhauer Andreas Hoferick arbeitet bereits an der nächsten.
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Innenstadt - Das Landtagsschloss auf dem Alten Markt und das Neptunbassin im Lustgarten werden um weitere Skulpturen bereichert. Der Berliner Bildhauer Andreas Hoferick hat zwei Figuren fertiggestellt, die einst die historischen Anlagen in Potsdams Mitte zierten. In den kommenden Wochen sollen sie nach Potsdam transportiert werden, sagte Hoferick auf PNN-Anfrage.
Bei der Plastik für das Neptunbassin handelt es sich um einen Triton, einen Meeresdämon mit muskulösem Oberkörper und zwei schuppigen Schwänzen, der mit einem Muschelhorn die Ankunft des Meeresgottes Neptun und seiner Frau ankündigt, die gemeinsam auf einem von Wasserpferden gezogenen Muschelwagen unterwegs sind. Von der Figur waren nur noch Fragmente erhalten – ein Arm, Teile des Schwanzes und der Kopf. Letzterer gereichte bis vor wenigen Jahren einem Privatgarten zur Zierde.
Die Restaurierung hatte der Rotary Club Potsdam „Alter Markt“ ermöglicht, dem es gelungen war, bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz rund 60 000 Euro als Großspende locker zu machen. Hoferick schuf ein Gipsmodell im Maßstab 1:1, das als Vorlage für die Rekonstruktion der Figur aus schlesischem Sandstein herangezogen wurde.
Den Auftrag für den direkten Nachbarn der Skulptur hat Hoferick schon in der Tasche. „Triton Nummer 9“, so die Fachbezeichnung für die Figur, kostet wie der jetzt fertiggestellte rund 60 000 Euro. Auch von dieser Plastik existieren nur noch Fragmente. Ein halbes Jahr Arbeit veranschlagt der Bildhauer für die Komplettierung. Vier der insgesamt zwölf Skulpturen – wenn man die Pferde mitzählt – werden dann wieder das Neptunbassin zieren. Johann August Nahl hatte die Figurengruppe 1749 entworfen, die Bildhauer Benckert und Heymüller haben sie ausgeführt.
Wenn Hoferick seine kostbare Fracht aus seiner Berliner Werkstatt nach Potsdam schickt, wird sie Gesellschaft haben. Im Auftrag des Stadtschloss-Fördervereins hat er für 22 000 Euro eine Attikafigur hergestellt, die auf dem westlichen Kopfbau des Landtagsschlosses aufgestellt werden soll.
Die Skulptur, eine weibliche Figur in sitzender Haltung, hat den Kopf schräg nach oben geneigt. Von der Attika des Kopfbaus „blickt“ sie zum griechischen Helden Herkules auf, dessen Plastik die Spitze des Kopfbaus krönte. Den Herkules habe ein anderer Bildhauer angefertigt, sagte Fördervereinschef Michael Schöne den PNN. Auch diese Skulptur ist bereits fertig und soll laut Schöne im September nach Potsdam gebracht werden. Beide Figuren werden dann zunächst neben der „Blauen Box“ des Fördervereins neben dem Landtag aufgestellt. Ihren Platz auf dem Schloss erhalten sie erst nach dessen Fertigstellung Ende 2013.
Er verhandele bereits mit einem potenziellen weiteren Großspender, sagte Schöne. Der Berliner wolle seine Kunstsammlung verkaufen und von dem Erlös 40 000 Euro für die Reproduktion einer Schlossfigur spenden. Der Förderverein sammelt für die Wiederherstellung von rund 38 Großfiguren an der Außenfassade, weil das Land als Bauherr des Schlosses die Kosten dafür nicht übernimmt. Hofseitig werden auf Wunsch von Architekt Peter Kulka keine Skulpturen aufgestellt.
Schöne erneuerte seine Forderung nach der Rückkehr von acht Stadtschlossfiguren, die seit den 60er Jahren auf dem Dach der Berliner Humboldt-Uni stehen. Für Kopien Geld zu sammeln, wenn die Originalfiguren noch existieren, verstoße gegen die Vereinssatzung, so Schöne. Zudem würde sich kein Mäzen dafür finden.
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