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Landeshauptstadt: Mehr als 60 Jahre Brache: Ein Loch als Herz der Stadt

Die SED ließ Knobelsdorffs Prachtbau 1960 sprengen, die Stadtverordneten beschlossen 2000 den Wiederaufbau – ein Rückblick

Stand:

Seit mehr als 60 Jahren liegt die Potsdamer Mitte als Brache da – und seit der Wende wird politisch darüber gestritten, was mit dem „Herzen der Stadt“ geschehen soll. Ein Rückblick:

1662 bis 1669: Unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. entsteht am Alten Markt ein Barockschloss.

1744: Friedrich II. lässt das Schloss von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff prachtvoll erweitern.

14. April 1945: Weite Teile Potsdams werden bei einem Bombenangriff zerstört – darunter auch das Stadtschloss.

1959/1960: Nach einem Beschluss des SED-Politbüros wird das Schloss gesprengt und abgerissen, obwohl 83 Prozent der Mauern von der Denkmalpflege als tragfähig bewertet wurden und eine Sanierung möglich gewesen wäre.

August 1991: Der Brandenburger Landtag bezieht den mit Millionenaufwand hergerichteten „Kreml“ – die 1899 bis 1902 erbaute einstige Reichskriegsschule und den späteren Sitz der SED-Bezirksleitung auf dem Brauhausberg.

1994: Potsdams Oberbürgermeister Horst Gramlich spricht sich erstmals für den Wiederaufbau von Garnisonkirche und Stadtschloss aus.

November 1999: Die SPD-Fraktion im Landtag beschließt einen Landtagsneubau, ohne sich auf einen Standort festzulegen. CDU und PDS lehnen den Vorstoß mit der Begründung ab, er koste zu viel Geld.

2000: Die Stadtverordnetenversammlung fasst einen Grundsatzbeschluss für den Wiederaufbau des Schlosses.

2000 bis 2002: Das Fortunaportal – der Eingang zum Schloss – wird dank einer Spende von Günther Jauch errichtet. Oberbürgermeister Matthias Platzeck wirbt dafür, das Schloss als Landtagssitz wieder aufzubauen.

26. September 2001: Der „Beirat Potsdamer Mitte“ empfiehlt, das Stadtschloss wiederaufzubauen und den Landtag darin unterzubringen. Oberbürgermeister Platzeck favorisiert die Pläne.

29. März 2005: Finanzminister Rainer Speer (SPD) legt einen Kostenvergleich vor. Danach würde die Sanierung des „Kreml“ gut 80 Millionen Euro, ein Neubau in der Stadtmitte in Anlehnung des früheren Schlosses ohne dessen Schmuckfassade knapp 107 Millionen Euro kosten. Der neue Sitz könnte 2011 in Betrieb genommen werden.

20. Mai 2005: Die Landtagsfraktionen von SPD und CDU stimmen mehrheitlich für einen Landtagsneubau an Potsdams Altem Markt, der aber nur zum Teil Elemente des alten Stadtschlosses übernehmen soll.

Februar 2006: Der Weg für die Planungsarbeiten zum Landtagsneubau an der Stelle des früheren Stadtschlosses ist frei. Nach einer Machbarkeitsstudie soll das Projekt im Kostenrahmen von 85 Millionen Euro bleiben, sagt Finanzminister Rainer Speer (SPD).

26. Juli 2006: Zur Einhaltung des Termins 1. Juli 2008 für den Wiederaufbau des Stadtschlosses als Landtagssitz unterzeichneten Finanzminister Speer und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eine Kooperationsvereinbarung.

25. Oktober 2006: Im Streit mit den Stadtverordneten über die Kosten des Landtagsneubaus auf dem Platz des alten Stadtschlosses droht Speer mit einem Ausstieg aus dem Projekt. Das Land finanziere nur den Bau eines funktionalen Gebäudes.

1. November 2006: Die Stadtverordnetenversammlung lehnt die Auslegung des Bebauungsplans für den Landtagsneubau auf dem Gelände des ehemaligen Stadtschlosses ab. Damit ist das Projekt zunächst gestoppt.

14. November 2006: Auch die zweite Abstimmung über den B-Planentwurf scheitert.

6. Dezember 2006: Die Stadtverordneten beschließen eine Bürgerbefragung zum Standort des Landtagsneubaus. Die Fraktionen kündigen an, das Ergebnis im Falle einer dritten Abstimmung zum „Landtagsschloss“ zu berücksichtigen.

4. Januar 2007: Die Ergebnisse der Bürgerbefragung werden bekannt gegeben. 56 000 der knapp 123 000 wahlberechtigten Potsdamer haben sich beteiligt, 43 Prozent von ihnen sprechen sich für das Stadtschloss-Grundstück als Ort für den Landtagsneubau aus. Die weiteren Möglichkeiten Speicherstadt (29 Prozent) und Palais Barberini (13) landen auf den Plätzen 2 und 3.

31. Januar 2007: Die Stadtverordneten stimmen ein drittes Mal über die Auslegung des Bebauungsplanentwurfs ab. Die Linkspartei.PDS, mit 18 Sitzen stärkste Fraktion und bisher Gegner des Landtags auf dem Alten Markt, will zustimmen: Diesmal erhält das Projekt 29 Ja-Stimmen.PNN

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