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Von Michael Erbach: Mehr als jedes zehnte Schaufenster leer

Zunehmender Leerstand in der Friedrich-Ebert-Straße / Klagen über hohe Mieten

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Ist es nur eine Momentaufnahme – oder Zeichen der Krise? In der Friedrich-Ebert-Straße ist ein zunehmender Leerstand bei Gewerbeflächen für Handel und Gastronomie zu beobachten. Mittlerweile beträgt der Leerstand mehr als zehn Prozent – so viel wie schon seit Jahren nicht mehr.

Dass es für das Objekt des früheren Kinos Melodie keine Nachnutzung gibt, war bislang das größte Ärgernis in diesem Bereich. Zwar gibt es in einem Teil des Gebäudekomplexes einen Schuhladen, doch das daneben befindliche Schaufenster ist schon viele Jahre leer.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat vor einigen Wochen ein Textilgeschäft geschlossen, der Finanzdienstleister im Haus Nr. 13 hat bereits vor Monaten den Laden dicht gemacht. Leeres Schaufenster auch im früheren Café Lavazza – Stammkunden erfahren keine Gründe, aber immerhin bekommen sie auf einem Zettel mitgeteilt, wo man noch vorhandene Gutscheine einlösen kann. Zu ist mittlerweile auch der Süßwarenladen Viba. Immerhin: Viba-Produkte gibt es ab 13. August im Werderpark zu kaufen. In der Nähe des Nauener Tors schließlich hat der Döner-Laden zu, das daneben befindliche Geschäft ist mit Papier zugeklebt. Auch hier herrscht seit Monaten Leerstand.

Über die Gründe für Ladenräumung, Umzug oder Schließung ist wenig zu erfahren. Auf PNN-Anfrage hieß es im Umfeld immer wieder, dass die Mieten zu hoch seien, auch sollen die Umsätze wegen der Wirtschaftskrise bei einigen Läden stark rückläufig gewesen seien. Namen sollen nicht genannt werden.

Die Inhaber des italienischen Restaurants Barokoko und der Bar Seeblick hingegen hatten vor ein paar Wochen den Streit mit den Vermietern öffentlich gemacht. Durch den vorgelegten neuen Mietvertrag wäre eine Rentabilität von Restaurant und Bar nicht mehr gegeben gewesen, hatten Florentine Joop und ihr Mann Heinrich Beckmann geklagt. So finden Stammkunden nur noch einen letzten Gruß im Schaufenster der Bar: „Mach’s gut du schöne Zeit!“ Über zu hohe Mieten, aber auch fehlende Konzepte hatten zuvor bereits Händler aus dem Holländischen Viertel geklagt.

Bereits vor Wochen hatte die Düsseldorfer Gesellschaft für Geschäftsflächenvermittlung Comfort vor mehr Leerstand in der Potsdamer 1a-Lage gewarnt. Als Grund wurde der überdurchschnittliche Anstieg der Ladenmieten auf mittlerweile bis zu 85 Euro je Quadratmeter genannt. Laut Comfort-Sprecher Ralf Bettges müssten sich Vermieter auch darauf einstellen, dass Mietangebote – im Gegensatz zu früheren Zeiten – in diesem Krisenzeiten „zögerlicher kommen werden“.

Dietrich Wiemer vom Stadtkontor warnte unterdessen vor Panikmache. Ein Leerstand von mehr als zehn Prozent sei „nicht schön, aber auch nicht extrem besorgniserregend“. Im Rahmen des Geschäftsstraßenmanagements für die Potsdamer Innenstadt erfolge derzeit eine Art Bestandsaufnahme. „Dann wissen wir, was notwendig ist.“

Stadtsprecherin Regina Thielemann sagte den PNN: „Das Problem ist bekannt.“ Die Stadtverwaltung habe lediglich Einfluss auf die Rahmenbedingungen für Handel und Gastronomie. Mit dem Geschäftsstraßenmanagement und einem neuen Einzelhandelskonzept solle unter anderem die Innenstadt für Einkaufs- und gastronomische Erlebnisse aufgewertet werden – das Konzept soll heute der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Michael Erbach

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