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Von Michael Erbach: Mehr als nur ein Umzug

Die Unterbringung der Flüchtlinge im Wohngebiet Am Schlaatz soll den Stadtteil voranbringen

Stand:

Der Umzug des Asylbewerberheims in das Wohngebiet Am Schlaatz, der gestern Abend vom Hauptausschuss beschlossen wurde, soll zu einer Initialzündung für die weitere Entwicklung des Stadtteils werden. Mit seltener Übereinstimmung erfolgte seitens der Ausschussmitglieder nicht nur die Zustimmung zum Umzug selbst, sondern auch zu den geplanten Aktivitäten im Rahmen des Integrationskonzeptes und der darüber hinausgehenden Pläne für den Stadtteil.

Sozialbeigeordnete Elona Müller berichtete, dass die im Vorfeld geäußerten Bedenken und Befürchtungen von Anwohnern „nicht unüblich“ gewesen seien. Aber inzwischen sei – auch im Ergebnis der Bürgerversammlung vom 16. Februar – offenkundig die große Mehrheit der Schlaatzer bereit, sich der gemeinsamen Aufgabe der Integration der derzeit rund 150 Flüchtlinge zu stellen. Lutz Boede von der Wählergemeinschaft Die Andere betonte sogar, er sei über das Echo aus dem Schlaatz zum Umzug der Asylbewerber „angenehm überrascht gewesen“.

Wie Müller erklärte, würden die Vorteile des neuen Standortes „klar überwiegen“. Dazu zählten die Nähe zum Öffentlichen Nahverkehr, zur ärztlichen Versorgung, zu Schulen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten – aber auch die bereits vorhandenen Angebote zur Integration. Ob Bürgerhaus am Schlaatz, Haus der Generationen und Kulturen, Integrationsgarten, Schulen und Kitas – alle im Stadtteil ansässigen Träger und Organisationen sollen eingebunden werden, um Möglichkeiten der Begegnungen, des Kennenlernens und Zusammenlebens zu schaffen. Dazu sollen auch Arbeitskreise gebildet werden, sagte Müller. Das Bürgerhaus am Schlaatz kommuniziere das Thema Integration, aber auch andere Stadtteilfragen mit den Bürgern bereits über einen Newsletter und über eine Meckerecke. Schon in der kommenden Woche, „spätestens übernächste Woche“, soll es zum Umzug der Asylbewerber die nächste Bürgerversammlung geben. Geplant ist aber noch mehr: So sei das Stadtteilkonzept für den Schlaatz „fertig, aber noch nicht ausgedruckt“, sagte Müller. Außerdem sei geplant, den Sorgen und Nöten der Bewohner „ein Gesicht zu geben“, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte.

Am kommenden Montag, so Müller, sollen die konkreten Gespräche mit den Asylbewerbern beginnen. Auch da sei es Ziel, vorhandene Ängste abzubauen, die angesichts eines solchen Ortswechsels normal seien. Das neue Asylbewerberheim verfüge über 56 Eineinhalb- und neun Zweieinhalb-Zimmer. Die Wohneinheiten besäßen sowohl Küche wie auch Sanitärbereich. Das Gebäude sei voll saniert und verfüge über alle notwendigen Standards, was beim alten Gebäude nicht mehr gegeben war, sagte Müller. Gegenüber dem alten Standort müssten sich die kleineren Wohneinheiten zwei Asylbewerber teilen, die großen Wohnungen gehen an Familien. Im Haus sind rund 160 Heimplätze für Asylbewerber. Im Gemeinschaftsbereich befindet sich ein Internet-Café, ein Waschmaschinenraum, eine Teeküche und ein Versammlungsraum für 50 Personen. Zwar seien die Außenflächen nicht so groß wie am Lerchensteig, aber für die Bedürfnisse der künftigen Bewohner ausreichend, sagte Müller. Das Sicherheitskonzept sieht eine 24-Stunden-Präsenz an allen sieben Tagen der Woche vor.

Sowohl Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke), Mike Schubert (SPD), Michael Schröder (CDU) wie auch Nils Naber (Bündnis 90/Grüne) betonten einhellig, dass der Umzugsbeschluss nur das Startsignal für einen dauerhaften Integrationsprozess sein kann, der auch von allen Beteiligten ausgefüllt werden müsse. Scharfenberg formulierte das Ziel: „Der Umzug der Aslybewerber muss zum Vorteil für den Schlaatz werden.“

Das einstige Lehrlingswohnheim am Schlaatz ist im Eigentum des Immobilienunternehmers Theodor Semmelhaack, der das Gebäude an den zukünftigen Betreiber des Heims, das Diakonische Werk Potsdam gGmbH vermietet. Betriebsbeginn des neuen Heims ist offiziell der 1. Juli. Dann übernimmt die Diakonie den Betreiberauftrag des Asylbewerberheims von der Arbeiterwohlfahrt, die bislang das Heim am Lerchensteig betrieb, sich an der Neuausschreibung der städtischen Pflichtaufgabe aber nicht mehr beteiligte. (mit KG)

Michael Erbach

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