Landeshauptstadt: Mehr als nur Essen
„Spirellibande“ will nach Bundesgesetz weitermachen
Stand:
Mit der jüngst getroffenen Entscheidung des Bundesgesetzgebers, kostenlose Schulspeisung nicht als Sachwert auf staatliche Sozialleistungen anzurechnen, könnte die Potsdamer „Spirellibande“ überflüssig werden. Das von der Arbeiterwohlfahrt zum Schulanfang im vergangenen September ins Leben gerufene Projekt bietet Kindern im Vor- und Grundschulalter ein kostenloses warmes Mittagessen an.
Die „Spirellibande“ wurde ins Lebens gerufen, nachdem Schulleiter vor allem aus den Stadtgebieten Stern und Drewitz mehrfach beklagt hatten, dass der überwiegende Teil ihrer Schüler hungernd im Unterricht säße, weil sie sich das von Caterern angebotene Schulessen nicht leisten könnte.
„Wir wollen trotzdem weitermachen“, erklärte Angela Basekow, Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes, auf PNN-Anfrage. Sie hoffe darauf, dass mit der Einführung des kostenlosen Schulessen nicht einfach nur der Elternbeitrag von Verwaltungsseite übernommen werde. Vielmehr sei das eine Chance, die ganze Situation von Kindern aus armen Verhältnissen zu überdenken, so Basekow.
Sie erwarte eine Ausschreibung dieser Leistung, an der sich die AWO dann auch beteilige. „Wir brauchen ein Konzept, dass über die bloße Essensausgabe hinaus geht“, sagte die Bezirkschefin. So ziele die „Spirellibande“ darauf ab, zum Thema Gesunde Ernährung beizutragen und auch die Eltern mit in das Projekt einzubeziehen, erklärte Basekow.
Das AWO-Angebot, das im Eltern-Kind-Zentrum angesiedelt ist, speist sich fast ausschließlich aus Spenden. Erst jetzt hat der Leo-Club Potsdam, die Jungunternehmerorganisation der Lions, seine diesjährige Weihnachtsspendenaktion zugunsten der Spirellibande ausgerichtet. Der Erlös aus einem Weihnachtsstollenverkauf soll komplett dem Sozialprojekt zugute kommen. Weil auch die Barmer Potsdam das Schulessenprojekt unterstützen will, hat die Krankenkasse 20 Leo-Stollen geordert. Gestern war Backwarenübergabe.
Von den Potsdamer Schülern nehme rund ein Drittel an der Essensausgabe teil, hatte Bildungsbeigeordnete Gabriele Fischer (parteilos) kürzlich mitgeteilt. Von den rund 3700 Kindern und Jugendlichen seien 1500 sozial benachteiligt und hatten in Potsdam bisher die Möglichkeit, die Kosten für das Schulessen bezuschussen zu lassen. Allerdings auf Antrag, wovon bisher nur 70 Schüler Gebrauch gemacht hatten. Nach der Entscheidung auf Bundesebene kann nun die Stadt den Kindern aus sozial schwachen Familien kostenloses Essen anbieten. Das heißt aber auch, dass die Verwaltung das Essensgeld für die 1500 Schüler übernehmen muss. Kostenpunkt: 610 000 Euro im Jahr. Auf diese Summe war die Beigeordnete gekommen, nachdem die Stadtfraktion Die Linke die Verwaltung mit einer entsprechenden Prüfung beauftragt hatte.
Nicola Klusemann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: