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Leitet das Autismus-Zentrum am Oberlinhaus: Juliane Höpfner.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Mehr Bedarf als Plätze

Autismus-Kompetenzzentrum am Oberlinhaus hat Wartelisten / Großer Andrang beim Tag der offenen Tür

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Babelsberg - Es gibt Menschen, oft Kinder, die so in sich gekehrt sind und im Kontaktverhalten derart von der Norm abweichen, dass sie von einem anderen Planeten zu stammen scheinen. „Asperger“, sagen die Fachleute – eine Form des Autismus, einer schweren Entwicklungsstörung. 18 von insgesamt 44 Klienten im Alter von drei bis 50 Jahren mit „Asperger“ betreut derzeit das Kompetenzzentrum für Autismus im Oberlinhaus. Zum ersten Mal veranstaltete das Kompetenzzentrum gestern einen Tag der offenen Tür mit Gesprächen, Informationen, Filmvorführungen und Führungen. Der Ansturm war riesig. Zum Vortrag von Maik Teriete über die Angebote und Arbeitsweisen des Zentrums reichten die Sitzplätze nicht aus.

„Ich bin baff über den großen Zuspruch“, sagt die Leiterin Juliane Höpfner. Seit 2001 gibt es diese Einrichtung, berichtet sie. Angefangen habe es mit drei Klienten, heute seien es 44, davon 17 aus Potsdam und 19 aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Bedarf sei viel höher als die Zahl der derzeit Betreuten, es gebe Wartelisten. Unter den Anwesenden am Tag der offenen Tür befanden sich viele Eltern, die auf dieser Liste stehen. Die Leiterin erwähnt, dass der Vorstand des Oberlin-Vereins an eine Erweiterung des Kompetenzzentrums mit seinen derzeit beschränkten Räumlichkeiten denke.

Heilpädagogen, Psychologen und Kreativpsychologen gehören zum „multiprofessionellen Team“, das Angehörige und Bezugspersonen berät, Kontakte zu ärztlichen Gutachtern herstellt und spezifische Förderungen organisiert. Eine besondere Form der Förderung sei die SoKo, erzählt Teriete. Die Abkürzung bedeutet „soziale Kompetenz.“ Die Therapeuten versuchen im kleinen Kreis zu erreichen, dass die Klienten „Gefühle benennen“ lernen, Aggressionen abbauen und bestimmte Formen des Sozialverhaltens entwickeln. Oft handelt es sich um einfachste Übungen wie Farben erkennen und sortieren oder kleine künstlerische Versuche mit Stift und Pinsel.

„Autismus ist eine so vielfältige Entwicklungsstörung, dass wir von einem autistischen Spektrum sprechen“, erklärt Hannah Krönung. Die junge Frau, die an der Fachhochschule Bochum Heilpädagogik studiert hat, betreut 13 Klienten drei- bis viermal pro Woche. In der SoKo treffen sich jeweils drei Jugendliche alle zwei Wochen. Wie Teriete berichtet, berücksichtige die Therapie die Wünsche der Klienten. „Wenn sie zum Beispiel vorschlagen, mit der S-Bahn nach Berlin zu fahren, dann machen wir das.“ Sie seien aber keine Diagnostik-Stelle, schränkt Teriete das Handlungsspektrum des Autismus-Zentrum ein. Die Diagnose, also ob frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom oder andere Formen, treffe der Facharzt. „Dazu arbeiten wir mit niedergelassenen Ärzten in Berlin und Brandenburg zusammen“, so Teriete

Das Autismus-Kompetenzzentrum steht nicht allein auf weiter Flur. Das Oberlinhaus betreut allein im Berufsbildungswerk in der Steinstraße 60 autistische Jugendliche. Im Land Brandenburg sind alle einschlägigen Einrichtungen zum „Kooperationsverband Autismus“ zusammengeschlossen. Wie dieser in seiner Veröffentlichung mitteilt, gebe es allein im Land Brandenburg 17 800 Betroffene. Günter Schenke

Kompetenzzentrum für Autismus, Rudolf-Breitscheid-Straße 24 in Potsdam-Babelsberg, Tel.: (0331) 763 33 75. Email: juliane.hoepfner@oberlinhaus.de

Günter Schenke

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