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Nach Kritik von Anwohnern will der ViP einlenken.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mehr Bus und Bahn in den Norden

Potsdams Verkehrsbetrieb wechselt am Sonntag den Fahrplan. Es gibt teils gravierende Veränderungen

Von Peer Straube

Stand:

Von Süden nach Norden verschiebt sich der Schwerpunkt im neuen Fahrplan, der am kommenden Sonntag in Kraft tritt. Der Verkehrsbetrieb ViP will damit dem Wachstum der Stadt und der veränderten Bevölkerungsstruktur Rechnung tragen. Weil es mehr Touristen und Senioren gebe, würden die Nahverkehrsmittel auch tagsüber stärker genutzt als früher, sagte ViP-Chef Martin Grießner. Der Deutsche Bahnkunden-Verband lobte den neuen Fahrplan. Im Rahmen des finanziell Machbaren sei „das Beste herausgeholt worden“, sagte der für Potsdam zuständige Regionalchef Karsten Müller den PNN. Die Veränderungen im Tram- und Busverkehr betreffen fast alle Stadtteile. Ein Überblick.

TRAMLINIE 92

Die Straßenbahnverbindung ins Bornstedter Feld wird verdichtet. Zu Zeiten des Schüler- und Berufsverkehrs – also morgens zwischen 6.30 und 9 Uhr sowie nachmittags zwischen 13.30 und 18 Uhr – fahren die Bahnen alle sieben beziehungsweise 13 Minuten. In diese Lücke stoßen die Bahnen der Linie 96, sodass man nicht länger als sieben Minuten auf eine Tram warten muss.

TRAMLINIEN 98 UND 99

Um die Taktverdichtung der Linie 92 gewährleisten zu können, fahren die Bahnen der beiden Verstärkerlinien 98 und 99 nicht mehr bis ins Kirchsteigfeld, sondern nur noch bis Bisamkiez. Die gesunkenen Fahrgastzahlen im Berufsverkehr Richtung Süden rechtfertigten diesen Schritt, so ViP-Chef Grießner. In den Stoßzeiten verlängert sich damit die Wartezeit für die Bewohner der südlichen Neubaugebiete allerdings um höchstens zwei Minuten.

BUSLINIEN 605, 606, 612 UND 697 

Die Busse der Linie 605 fahren künftig auch sonntags im 20-Minuten-Takt vom Hauptbahnhof in den Golmer Wissenschaftspark. Bei den Linien 606, 612 und 697 gibt es Veränderungen im Takt und in der Führung: Die 606er Busse pendeln an den Wochenenden zwischen Wissenschaftspark Golm und Schloss beziehungsweise Bahnhof Charlottenhof – dort muss in die Tram umgestiegen werden. Die Linie 612 bindet künftig Alt-Golm an die Strecke von Neu-Töplitz zur Kirschallee an, wo Anschluss an die Tram besteht. Die Linie 697 von Berlin-Kladow wird künftig bis zum Schragen verlängert, wo tagsüber Anschluss an die Tram und an den 612er Bus besteht. Damit gibt es wieder eine direkte Verbindung von Golm über Bornim und Bornstedt bis nach Neu Fahrland und Krampnitz.

BUSLINIE 609

Auf der Buslinie 609 wird der Takt wochentags zu den Hauptverkehrszeiten zwischen Am Upstall und Am Schragen auf 20 Minuten verdichtet. Nach Satzkorn, Fahrland und Kartzow wird stündlich gefahren, im Schulverkehr fahren die Busse weiterhin nicht nur bis zum Schragen, sondern bis zum Hauptbahnhof. Abends und sonntags fahren Großraumtaxis bis nach Kartzow.

BUSLINIEN 616, 693 UND 694

Die Linie 616 ist neu. Die Busse fahren vom Rathaus Babelsberg bis zum S-Bahnhof Griebnitzsee über die Stahnsdorfer Straße. Damit wird der Lindenpark erstmals direkt ans Nahverkehrsnetz angeschlossen. Da diese Linie auch den Babelsberger Norden bedient, entfällt künftig der Rufbus 694. Reisende nach Hermannswerder müssen künftig die Buslinie 694 benutzen. Diese Busse fahren vom Stern-Center via S-Bahnhof Griebnitzsee, Karl-Gruhl-Straße und Zentrum- Ost bis zur Küsselstraße. Die Linie 693 verbindet fortan den Bahnhof Rehbrücke mit dem Rathaus Babelsberg, wo Anschluss an die Linien 616 und 694 besteht.

BUSLINIEN 638 UND 639

Die Buslinie 638 wird zulasten der Linie 639 gestärkt. Damit habe man sowohl den Fahrgastzahlen als auch dem Wunsch vieler Groß Glienicker entsprochen, die eine schnellere Anbindung nach Spandau gefordert hatten, so ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser. So verkehrt die Linie 638 künftig wochentags zu den Stoßzeiten im 20-Minuten-Takt nach Spandau. Die Waldsiedlung und Seeburg werden nicht mehr angefahren. Fahrgäste Richtung Spandau oder Hauptbahnhof Potsdam müssen an der Groß Glienicker Haltestelle Am Park umsteigen. Die direkte Anbindung der Waldsiedlung entfällt – die Linie 639 verkehrt nur noch als Linientaxi zwischen Waldsiedlung und Am Park. Daran hatte es bekanntlich Kritik gegeben, nicht zuletzt, weil dort ab Sommer 2015 bis zu 100 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Glaser verteidigte die Entscheidung. Die alte Verbindung lohne sich nicht, nur 40 Menschen stiegen dort täglich ein oder aus. Sollte der Bedarf wieder steigen, seien Anpassungen aber möglich.

VIP STOCKT FLOTTE AUF

Der neue Fahrplan kostet den ViP 280 000 Euro mehr als der alte. Die Busflotte muss 77 000 Kilometer mehr fahren als bisher, die Straßenbahnen 31 000 Kilometer. Um die Fahrgastzahlen – sie steigen jährlich um bis zu acht Prozent – bewältigen zu können, rüstet der ViP auf. Acht der 16 Combino-Bahnen sollen von 30 auf 40 Meter verlängert werden, auch die neun Tatra-Bahnen müssen noch einmal generalüberholt werden, damit sie die Zeit bis 2022 überstehen. Dann sollen nur noch Niederflurtrams im Einsatz sein. 4,2 Millionen Euro kostet allein die Sanierung der Tatra-Bahnen. Im Haushalt der Stadt ist das schon einkalkuliert. Sollten die Stadtverordneten das Paket beschließen, kann es 2015 losgehen. Bis zum Herbst 2015 will der ViP zudem für drei Millionen Euro seine aus 54 Fahrzeugen bestehende Busflotte um sechs Solo- und zwei Gelenkbusse aufstocken.

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