Homepage: Mehr Emotionen, bitte Tobias Schröder forscht zur urbanen Zukunft
Wie sehen die Städte der Zukunft aus, wie die Zukunft der Städte? Tobias Schröder, neu berufener Professor ab dem Sommersemester 2014, wird dazu an der Fachhochschule Potsdam, am Fachbereich Bauingenieurswesen forschen.
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Wie sehen die Städte der Zukunft aus, wie die Zukunft der Städte? Tobias Schröder, neu berufener Professor ab dem Sommersemester 2014, wird dazu an der Fachhochschule Potsdam, am Fachbereich Bauingenieurswesen forschen. „Ich bin aber Psychologe“, stellt der 35-Jährige klar. Seine Professur besteht allerdings nicht darin, Bauingenieure psychologisch auszubilden. Vielmehr untersucht er mit zwei weiteren neu berufenen Kollegen, wie sich Gesellschaften mittels neuer Techniken und sozialer Strukturen verändern und beeinflussen lassen. Noch können Studenten aller Fachrichtungen seine Vorlesungen besuchen, geplant sei aber, einen eigenen Masterstudiengang „Urbane Zukunft“ einzurichten, erklärt Schröder.
„Es ist doch auffällig, dass sich Innovationen nicht durchsetzen, nur weil sie vernünftig sind und allgemein gutgeheißen werden“, so Schröder. Das Elektroauto etwa: Ziel der Politik sei es, bis zum Jahre 2020 eine Million davon auf Deutschlands Straßen zu sehen. Bislang fahren erst rund 50 000. Schröder sieht es so: Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist in Deutschland zwar ein allgemein akzeptiertes Ziel – doch dem Einzelnen falle es schwer, sein Handeln daran zu orientieren, weil der Mensch eben kein ausschließlich rational handelndes Wesen sei. Auch Gefühle spielen eine Rolle. Das gelte für Elektroautos ebenso wie für die Verlegung von Stromtrassen oder die allseits beklagte sogenannte Verspargelung der Landschaft durch Windräder. „Menschen“, sagt Schröder, „sind von Emotionen gesteuert.“
Doch obwohl in Werbung und Medien viel von Gefühlen die Rede sei, und auch die Politik häufig Emotionen einsetze, werde „viel heiße Luft“ produziert. Da will er mit der Wissenschaft ein Gegengewicht setzen: Mit einem Computermodell simuliert Schröder deshalb die Handlungsstrukturen in Gruppen, Freundeskreisen etwa. Experimente mit einer ganzen Landes- oder Stadtbevölkerung sind zwar nicht möglich – Modelle dafür lassen sich aber am Computer entwickeln. Entscheidungen am Simulator durchzuspielen führe oft zu überraschenderen – und genaueren – Ergebnissen als Interviews.
Das kann auch Politikern helfen: In der aktuellen Diskussion über mehr Beteiligung der Bürger kämen auch unerwünschte Ergebnisse zutage. „In einem Blog zur Bundestagspolitik fanden sich erstaunlich viele Einträge von Islamhassern und radikalen Tierschützern, die meist ziemlich unsachlich waren“, so Schröder. Wie also lassen sich öffentliche Dialoge steuern? Es sei fatal, dass sich Politikberatung oft zu sehr auf wirtschaftwissenschaftlichen Rat verlasse – der Mensch sei ein emotionales Wesen.
Deshalb sei die Psychologie eher in der Lage, menschliche Entscheidungen zu erklären. „Die Ökonomen haben vieles nicht auf dem Schirm“, sagt Schröder und bemüht noch einmal das Beispiel Auto: „Ob sie mit fünf Milliarden den Kauf von Elektroautos stimulieren oder Kindergärten bauen, macht schon einen Unterschied“. Beim Autokauf, vermutet Schröder, spielten Status- und Prestigewert noch immer eine erhebliche Rolle. Eine Sondernutzungszone für Autos in der Innenstadt aber könne das Prestige des Elektroautos heben – und sei damit vermutlich am ehesten dazu geeignet, zum Kauf anzuregen.Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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