Landeshauptstadt: Mehr Fahrten, mehr Geld
Aufsichtsrat für „Takt plus“ / ViP: Bis zu 600 000 Euro mehr Einnahmen
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Grünes Licht für den umstrittenen „Takt plus“: Der Aufsichtsrat des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) hat gestern Abend dem neuen Fahrplan für Potsdams Busse und Bahnen zugestimmt. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende und Potsdamer Bürgermeister Burkhard Exner und der ViP-Geschäftsführer Martin Weis auf PNN-Anfrage sagten, habe es eine „deutliche Mehrheit“ für den „Takt plus“ gegeben. Er soll am 28. Mai in Kraft treten und Verbesserungen vor allem beim Umsteigen, den Anschlüssen von einem Verkehrsmittel zum nächsten sowie beim Spät- und Nachtverkehr bringen.
Überzeugungsarbeit im Aufsichtsrat leisteten wohl vor allem die Verkehrsexperten des Unternehmens Wibera, die man als Berater hinzugezogen hatte. Wibera habe dem Verkehrsbetrieb prognostiziert, mit dem „Takt plus“ rund 300 000 Euro sparen zu können, sagte Exner. Damit sei die Finanzierung für die neuen Buslinien in die sieben neuen Potsdamer Ortsteile gesichert. Diese sollen pro Jahr 300 000 Euro kosten und auch ab dem 28. Mai die Fahrten aufnehmen. „Das heißt, dass sich die Bürger in den neuen Ortsteilen keine Sorgen machen müssen, dass die neue Nahverkehrsanbindung nur befristet ist“, so Exner.
Überzeugen soll die Potsdamer am neuen „Takt plus“ aber vor allem kürzere Fahrzeiten und weniger Umsteigen. Die so genannten Reisezeiten der Nahverkehrsnutzer reduzierten sich im Durchschnitt um drei bis vier Prozent, erklärte Exner. Pro Tag müssten 3971 Tram-Nutzer nicht mehr wie bisher auf ihren Fahrten umsteigen, insgesamt müssten täglich 9343 ViP-Fahrgäste weniger die Verkehrsmittel wechseln.
Weil der ViP so die Nachfrage besser bediene und bessere Qualität liefere, könne er mit zwei bis sechs Prozent mehr Fahrten rechnen, haben laut Exner die Wibera-Experten festgestellt. Dies würde in absoluten Zahlen 500 000 bis 1,5 Millionen mehr Fahrten und damit auch Mehreinnahmen in Höhe von 200 000 bis 600 000 Euro entsprechen. Wie viele Fahrgäste mehr der ViP bei einer erfolgreichen Umsetzung des neuen Verkehrskonzepts und Fahrplans befördern würde, ließe sich derzeit nicht sagen, so Weis. Die jüngste offizielle Fahrgastzählung des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) hatte dem ViP für das Jahr 2004 insgesamt 24,3 Millionen Fahrgäste attestiert – ein Minus im Vergleich zum Jahr 2001 von rund drei Millionen. Nun sei der ViP zum einen „gespannt“ auf die neuen Zahlen des VBB, die aber erst 2007 vorliegen würden, sagte Weis. Zum anderen soll ein elektronisches Fahrgast-Zählsystem dem ViP eigene Daten liefern. Aufgrund der Fahrgastzahlen und der betriebswirtschaftlichen Ergebnisse soll laut Exner Ende 2006 entschieden werden, ob sich der „Takt plus“ bewährt. Anpassungen seien zum Mai 2007 möglich.
Als konkrete Verbesserungen des „Takt plus“ nannte ViP-Chef Weis, dass die 17 000 Bewohner des Stadtgebiets Waldstadt künftig auch nach 21 Uhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommen könnten. Wer mit der Regiobahn nach 21 Uhr aus Berlin nach Potsdam komme, könnte sich zudem auf eine Tram-Anbindung in die Innenstadt verlassen. Und die Tramlinie 94 fahre anders als ursprünglich vorgesehen weiter im Zehn-Minuten-Takt.
Finanzieren könne der ViP den neuen Fahrplan samt Anbindung der neuen Ortsteile, so Exner. Die erste Vorab-Bilanz des ViP für 2005 zeige, dass die im Verkehrsvertrag mit der Stadt vereinbarten „Zielzahlen“ sogar um rund 230 000 Euro übertroffen worden seien.
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