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Landeshauptstadt: Mehr geht nicht

Kirchsteigfeld: Groth dementiert akute Verkaufsabsichten / Bürgerinitiative reagiert „erschrocken“

Stand:

Kirchsteigfeld - Erschrocken hat die Bürgerinitiative Kirchsteigfeld auf Berichte reagiert, wonach ein Großteil des Potsdamer Wohngebietes zum Verkauf stehen soll. Elke Reichelt, Sprecherin der Initiative, sagte gestern auf PNN-Anfrage, ein möglicher Verkauf des Kirchsteigfeldes sei bei der letzten Versammlung der Bürgerinitiative am 27. September noch kein Thema gewesen. Um so mehr fordere die Bürgerinitiative nun Aufklärung darüber, ob die Eigentümer von Immobilienfonds, denen das Wohngebiet gehört, tatsächlich beabsichtigen, die Fonds-Immobilien zu verkaufen. Auf der nächsten Versammlung der Initiative am 9. November müsse die Geschäftsführung der auch für die Vermietung der Wohnungen zuständigen Allod Immobilien- und Vermögensverwaltungsgesellschaft über Verkaufsabsichten und mögliche Folgen für die Bewohner informieren.

Allod ist Teil der Berliner Groth-Gruppe, die noch unter ihrem alten Namen „Groth und Graalfs“ das Projekt Kirchsteigfeld realisiert hatte: Groth und Graalfs hatten die Grundstücke erworben, die Immobilienfonds aufgelegt und an diese dann die Grundstücke verkauft, auf denen sie als Bauträger das Wohngebiet errichteten. Finanziert wurden die Bauten seinerzeit von einer Tochtergesellschaft der in Turbulenzen geratenen Berliner Bankgesellschaft, der Berlin Hyp.

Die Bank ist seit zwei Jahren zusammen mit der Groth-Gruppe und den Fondsanlegern dabei, 15 der insgesamt 19 von der Groth-Gruppe initiierten Kirchsteigfeld-Fonds zu sanieren. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Anleger einiger Fonds massiv Eigenkapital nachschießen müssen, um die Fonds zu sichern.Denn zum einen sind die Mieteinnahmen geringer als Anfang der 90er Jahre prognostiziert und zum anderen gelten in Fachkreisen die beim Kirchsteigfeld angesetzten Baukosten als deutlich zu hoch. Aus Bankenkreisen, die mit dem Projekt vertraut sind, hieß es gestern, mögliche Verkaufserlöse reichten nicht aus, um die Darlehen bei der Bank abzulösen. „Die Dinger sind praktisch überschuldet, die Kredite höher als der Marktwert der Immobilien“, so ein Experte gegenüber den PNN.

Die Groth-Gruppe selbst reagierte gestern zurückhaltend auf die Meldungen über die angeblichen Verkaufsabsichten. Firmenchef Klaus Groth sagte den PNN, es gäbe derzeit keine konkreten Verkaufsabsichten der Fondseigner. Die Fondsverwalter der Groth-Gruppe hätten auf Anregung einiger Gesellschafter lediglich ein Gutachten über die Marktchancen eines Verkaufs in Auftrag gegeben. „Das machen wir regelmäßig, seit wir mit der Sanierung der Fonds begonnen haben“, so Groth. Regelmäßig fragten Anleger, ob es nicht günstiger sei, die Immobilien der Fonds zu verkaufen, statt die Fonds mit frischem Geld zu sanieren, zumal einige Anleger kein Kapital zum Nachlegen hätten. Groth verwies zudem darauf, dass die Sanierungsverhandlungen mit Banken und Anlegern bei einigen Fonds bereits abgeschlossen seien – ein Verkauf also kein Thema mehr sein könne. Bis zur Mitte des kommenden Jahres sollte die Sanierung aller anderen Kirchsteigfeld-Fonds abgeschlossen sein.

Selbst nach einem Verkauf würde sich nach Ansicht von Experten und beteiligten Banken für die Bewohner nichts ändern. Höhere Mieten als derzeit könne auch ein neuer Besitzer nicht am Potsdamer Markt durchsetzen. Das sieht auch die Bürgerinitiative Kirchsteigfeld so. Initiativen-Sprecherin Reichelt: „Die Wohnungen sind für Potsdamer Verhältnisse nicht preiswert, es gibt schon jetzt Leerstand.“gb/pet

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