
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Mehr Grün, mehr Bänke und ein Open-Air-Geschichtspark
Die erste Stufe der Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Lustgartens ist beendet. Viele Potsdamer wünschen sich Verbesserungen
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Innenstadt - Um es vorwegzunehmen: Eine eindeutige Tendenz für oder gegen den Erhalt des Mercure-Hotels gibt es bislang nicht. Das ist eines der Ergebnisse der ersten Stufe des Werkstattverfahrens für die künftige Gestaltung des Lustgartens, die jetzt zu Ende gegangen ist. Vier Wochen lang hatten die Potsdamer die Möglichkeit, in der roten Infobox an der Breiten Straße oder im Internet Vorschläge zu machen, wie der Lustgarten künftig einmal aussehen soll.
Und davon haben sie regen Gebrauch gemacht. Das Verfahren sei bislang ein „voller Erfolg“ gewesen, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag. Mehr als 17 000 Mal sei allein die Website werkstatt-lustgarten.de angeklickt worden, rund 1000 Potsdamer hätten sich in der Infobox über das Verfahren informiert. 148 Bürger haben einen Meinungsfragebogen ausgefüllt, im Internet-Forum gab es fast 700 Einträge mit Anregungen, Lob oder Kritik.
Die Zahl der Meinungsäußerungen für und gegen das Mercure-Hotel sei bislang relativ ausgeglichen, sagte Jan-Uwe Röke von der beauftragten Firma Publiplikator. Aufgefallen sei allerdings, dass bei der Diskussion im Online-Forum die Befürworter des Hotels „eher aus einer hoch emotionalen Grundhaltung heraus, die Gegner eher sachorientiert“ argumentiert hätten.
Einig war sich die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer allerdings darin, dass es im Lustgarten auch unabhängig vom Mercure-Grundstück einiges zu verbessern gibt. Vielfach wurde die optische Wirkung des Festplatzes an der Breiten Straße als unbefriedigend eingestuft, der Wunsch nach einer Begrünung der mit großen Steinplatten gepflasterten Fläche wurde häufig geäußert. Viele Potsdamer sprachen sich zudem für mehr Aufenthaltsqualität, etwa durch mehr Sitzbänke und die Einrichtung einer Außengastronomie, aus. Manche Vorschläge reichten sogar bis zu einem Umbau des Lustgartens zu einer Freizeitsportanlage mit Fußball-, Volleyball- und Basketballfeldern. Es gab sogar Stimmen, die den Neubau eines Stadions forderten – bis zum Ende der 90er-Jahre stand im Lustgarten das zu DDR-Zeiten errichtete Ernst-Thälmann-Stadion, das zur Bundesgartenschau abgerissen wurde. Angeregt wurde auch, die gestalterischen Brüche des Lustgartens mit dem barocken Neptunbassin und dem DDR-Hotelhochhaus zu nutzen und das Areal zu einer „Open-Air-Ausstellung zur Stadtgeschichte und mit Objekten zum Anfassen“ zu machen. Selbst eine Eisbahn im Winter oder der Bau einer Skaterhalle finden sich unter den zahlreichen Vorschlägen.
Die gesammelten Vorschläge der Potsdamer Bürger sollen nun auch den sieben Architektur- und Landschaftsplanungsbüros als Inspiration dienen, die die Aufgabe haben, konkrete Vorschläge für die Gestaltung des Lustgartens auszuarbeiten. Am kommenden Montag werden sich die beteiligten Büros bei einem ersten öffentlichen Werkstattgespräch im Hauptquartier der Pro Potsdam in der Pappelallee mit der Materie vertraut machen. Moderiert wird die Veranstaltung vom früheren Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD).
Bereits am 7. November müssen die ausgewählten Teams ihre ersten Entwürfe abgeben, ab dem 17. November werden sie dann für vier Wochen in der roten Infobox im Lustgarten ausgestellt. In dieser Zeit haben die Potsdamer erneut die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Entwürfen kundzutun, Anregungen zu liefern, Lob oder Kritik zu äußern. Danach sollen die Planungsbüros ihre Entwürfe noch einmal überarbeiten, bevor sie ab dem 10. März abermals öffentlich diskutiert werden sollen. Erst dann werde eine benannte Jury entscheiden, welches Team den aus ihrer Sicht besten Vorschlag gemacht hat. Am Ende des Prozesses können die Stadtverordneten auf dieser Basis die Entscheidung treffen, ob die Sanierungsziele für den Lustgarten entsprechend geändert werden sollen.
Jakobs warb am Dienstag für eine auch weiterhin rege Beteiligung der Potsdamer am Verfahren zur Gestaltung des Lustgartens: „Das ist ein Angebot, was es in Potsdam in dieser Form bislang noch nicht gegeben hat.“ Peer Straube
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