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Landeshauptstadt: Mehr Handel am Bahnhof

Mehrheit für Lockerung der Sortimentsbeschränkung?

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Für eine Lockerung der Sortimentsbeschränkung in den Bahnhofspassagen deutet sich eine Stadtverordnetenmehrheit an: Bei der ersten Lesung des Einzelhandelskonzepts erklärte Wolfgang Cornelius (CDU), er könne einem entsprechenden Antrag der Linksfraktion zustimmen. Auch Harald Kümmel (SPD) signalisierte Zustimmung, es sei „nicht gut“, Bahnhofspassagen und Stern-Center gleichzubehandeln. Im Bahnhofscenter stünden die Läden leer. Gegen eine Aufhebung der Sortimentsbeschränkung sprach sich Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) aus.

Für ein anderes Einkaufszentrum, den Weberpark in Babelsberg, stellte der Verfasser des Einzelhandelskonzepts Manfred Bauer von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung dagegen eine schlechte Zukunft in Aussicht: Die „Immobilie“ sei „ohne Perspektive“, so Bauer. Sie sei zweigeteilt und die beiden Teile nur über die Tiefgarage miteinander verbunden. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, erklärte der Marktforscher: „Das sollte verändert werden.“ Bauer prognostizierte, das sich „vorhandene Leerstände nicht aktivieren lassen werden“. Es gebe eine schlechte Zufahrt und keinerlei „Kundenaustauschbeziehungen“ zur Karl-Liebknecht-Straße. Das sei alles „baulich sehr schlecht gemacht“. Bauer machte diese Äußerungen, nachdem Cornelius festgestellt hatte, dass der Weberpark in dem Gutachten gar nicht einbezogen worden ist.

Bauer hatte in dem Gutachten umfangreiche Datenerhebungen vorgenommen. So stehe der Einzelhandelsplatz Potsdam einem „Big Brother“ gegenüber, der Stadt Berlin. Zu den dortigen gegenwärtigen 4,4 Millionen Quadratmetern Verkaufsfläche kämen in den nächsten zehn Jahren noch einmal 1,2 Millionen Quadratmeter hinzu. Potsdam dagegen verfüge über eine Einzelhandelsverkaufsfläche von 217 000 Quadratmetern, was eine Verkaufsfläche von 1,47 Quadratmeter pro Kopf entspricht. Der Bundesdurchschnitt liege bei knapp 1,8 Quadratmeter pro Kopf. Somit könne Potsdam nur 80 Prozent der eigenen Kaufkraft in der Stadt binden, der Rest fließe ab nach Berlin. Bauer schlägt vor, Verkaufsflächen-Reserven in der Potsdamer und der Babelsberger Innenstadt zu mobilisieren (PNN berichteten). Für die Potsdamer Innenstadt gibt Bauer die Reserve mit 10 000 Quadratmeter an. Angesichts sich abzeichnender Verkaufsflächen-Erweiterungen in Potsdam reichte Cornelius einen Antrag ein, wonach die Zahl der Verkaufsfläche pro Kopf in Potsdam zwei Quadratmeter nicht übersteigen sollte.

Eine Aufgabe der Beschränkungen für das Stern-Center hat laut Bauer eine „starke Umverteilungswirkung auf die Innenstadt“, darum empfehle er dies nicht. Ohne Auswirkungen auf die Innenstadt werde sich auch die Entwicklung des Alten Marktes nicht vollziehen, so Bauer. Schon jetzt sei die Situation in der Innenstadt nicht gut: Es sei ein Zeichen, wenn Karstadt Flächen untervermiete. „Wenn es gut laufen würde, würden sie die Flächen selber nutzen“, so Bauer. In den Seitenstraßen der Brandenburger Straße falle der Handel „stark ab“.

Stadtplanungschef Andreas Goetzmann zufolge werde auf dem Weg zum Alten Markt, der neugestalteten Friedrich-Ebert-Straße, „vielleicht 2000 Quadratmeter“ zusätzliche Verkaufsfläche geschaffen. Das damit verbundene Risiko für die Innenstadt-Händler „muss man wegen der städtebaulichen Effekte in Kauf nehmen“, so Goetzmann. gb

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