Landeshauptstadt: Mehr Job-Angebote als Bewerber
4. Jugendmesse „JOBinale“ in der Caligarihalle verlief nach Meinung der Veranstalter erfolgreich
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Babelsberg - Nur wenige Striche hat Sebastian Blontke auf seinem Zettel: Jeder Strich steht für einen Gesprächspartner, der Arbeit sucht. Schlosser und Schweißer seien vor allem gefragt, sagt der Mitarbeiter einer Personal-Servicegesellschaft aus Eisenhüttenstadt. Die Firma gehört zu den 65 Arbeitgebern, die sich gestern auf der 4. JOBinale, einer Messe für arbeits- und ausbildungssuchende Jugendliche, in der Caligarihalle des Filmparks mit ihren Angeboten präsentierten.
Einen Schlosser oder Schweißer hat Blontke nicht gefunden. Vielen jungen Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, sei der zu erwartende Verdienst zu gering. Da lebten sie lieber von Hartz IV einschließlich Wohnkosten als von einem Entgelt, das nur wenig darüber liege. Kurzsichtig sei das gedacht, sagt der Ansprechpartner der Personalservicefirma, denn wer viele Jahre vom Arbeitslosengeld II lebe, finde am Ende nur schwer zurück in den Arbeitsmarkt.
Jutta Kreins vom Fachgroßhandel Bär & Ollenroth KG aus Groß Machnow bietet Ausbildungsplätze für Kaufmänner oder Kauffrauen sowie Lageristen. Zwanzig Azubis stellt das Unternehmen dieses Jahr ein. Die eine in Potsdam zu besetzende Stelle sei mangels geeigneter Bewerber immer noch vakant, sagt Kreins.
Das A und O seien der Wille und die Voraussetzungen für die Ausbildung oder den Beruf. Das ist die Erfahrung von Tibor Mitzlaff von der Potsdamer Niederlassung der Zeitarbeitsfirma „Meteor“. Auf seiner Angebotsliste steht die ganze Skala renommierter Handwerksberufe vom Kfz-Facharbeiter, Elektroniker und Schweißer über Dreher, Fräser und Schleifer bis zu Sanitär- und Heizungsberufen. Techniker und Ingenieure sind händeringend gesucht, ebenso kaufmännische Berufe, die ebenfalls „Mangelware“ sind, so der Niederlassungsleiter.
Die drei veranstaltenden Arbeitsgemeinschaften aus Brandenburg an der Havel, Potsdam und Potsdam-Mittelmark zeigen sich trotzdem zufrieden mit dem Verlauf der Jobmesse. Als „außerordentlich geglückt“ bezeichnet der Chef der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende (PAGA), Frank Thomann, die Veranstaltung. Zwei Drittel der zweitausend Besucher waren Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. 1189 Beratungen habe es gegeben und einige hätten bereits Vereinbarungen mit dem Ausbildungsunternehmen für weitere Gespräche getroffen. Viele Jugendliche hätten ihre Bewerbungsunterlagen mitgebracht und ihrem Wunsch-Ausbilder übergeben. Laut Thomann seien die meisten Arbeitgeber von der Resonanz angetan gewesen und empfehlen, diese Art der Präsentation fortzusetzen.
Aus dem Rahmenprogramm hebt Thomann das Podiumsgespräch des Medienbeauftragten der Stadt Potsdam, Gerhard Bergfried, mit dem Geschäftsführer des Filmparks, Friedhelm Schatz, hervor. Viele Jugendliche hätten Illusionen über Medienberufe, wollten Regisseur werden und seien ernüchtert, wenn sie hören, dass es besser sei, zunächst einen Grundlagenberuf zu lernen.
726 Besucher der JOBinale nutzten die Gelegenheit zu einem von der Arbeitsagentur bezahlten Besuch des Filmparks. Negativer Nebeneffekt: Viele ließen sich bei der Anmeldung den Stempel geben, um ohne Job-Beratung den Filmpark aufzusuchen.
Günter Schenke
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