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Von Erhart Hohenstein: „Mehr Kirche“ in Potsdam

Evangelische Kreissynode bestätigt Zuwachs / Konfirmation oder Jugendweihe?

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In Potsdam hat die Evangelische Kirche in den letzten beiden Jahren mehr als 700 Gemeindemitglieder hinzugewonnen, befindet sich also deutlich im Aufwind. Dies stellte am Wochenende die Kreissynode, das Kirchenparlament, unter ihrer Vorsitzenden Lydia Kahle in der Sternkirche fest.

Dafür spricht auch der Zuwachs an Konfirmanden um erneut 80 Schüler. Dieses Thema hatte die Synode als Schwerpunkt gesetzt. Absolute Zahlen nannte Potsdams Nordpfarrer Friedhelm Wizisla als der Vorsitzende einer zeitweiligen Arbeitsgruppe „Konfirmandenunterricht“ nicht, doch verzeichnet die Potsdamer Kirche offensichtlich Erfolge gegenüber der vom Humanistischen Verband und der Arbeiterwohlfahrt veranstalteten Jugendweihe, zur Abgrenzung gegenüber der DDR-Zeit nun „Jugendfeier“ genannt.

Vor allem in Babelsberg, auf Hermannswerder, in der Gemeinde der Friedenskirche, in Werder (Havel) und in der Potsdamer Nordregion bestehen zahlenmäßig große Gruppen von Konfirmanden. Davon waren Teilnehmer aus der Nordregion in eine bundesweite Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einbezogen, die den Synodalen vom daran beteiligten Berliner Kirchenbeamten Matthias Röhm erläutert wurde. Die Studie ergab den Wunsch der Jugendlichen nach einem abwechslungsreichem Programm über Unterricht und Gottesdienste hinaus sowie eine stärkere Einbeziehung der Eltern und der Familien. Dazu will die Kirche unter anderem „Teamer“ (Gruppenleiter) schulen und einsetzen. Nach den Vorarbeiten der Arbeitsgruppe wird sich Stadtjugendpfarrerin Ulrike Morsch mit geeigneten Mitarbeitern und Helfern dieser Aufgabe annehmen.

In drei von zehn Gemeinden sind bereits Kirchenmitarbeiter, Eltern, Religionslehrer, aber auch Jugendliche selbst als solche Teamleiter tätig – außerdem wurden auf der Internetpräsentation der Potsdamer Kirche jetzt Links zu allen „Konfigruppen“ eingerichtet. Wenn in Bereichen der Innenstadt, in Siedlungsgebieten wie Eiche, Golm oder Werder (Havel) mit vorwiegend gut verdienenden Bewohnern Kirche und Konfirmation Fuß fassen, ist dies aber nur eine Seite der Medaille. „Südwest“-Pfarrer Andreas Neumann freut sich schon, dass er für 2010 eine siebenköpfige Konfirmandengruppe zusammenbekommen hat – im Vorjahr war ihm das nicht gelungen. Aus den großen Plattengebieten Stern, Drewitz, Kirchsteigfeld mit ihren Tausenden von Bewohnern hatten sich gerade mal zwei Interessenten gemeldet. Neumann beklagte, dass an den Schulen Elternabende dazu missbraucht würden, die Jugendweihen als atheistisch geprägte Veranstaltungen vorzubereiten. Dagegen würden junge Christen, die sich für die Konfirmation entschieden haben, diskriminiert und als Außenseiter behandelt. Deswegen habe ein Mädchen unlängst sogar die Schule gewechselt. Dazu merkte Experte Röhm an, statt 76 Prozent nach der Wende nähmen jetzt nur noch 36 Prozent der Schüler an der Jugendweihe teil. Diese Tendenz setze sich fort. 2004 standen nach statistischen Erhebungen im Bereich der Landeskirche rund 3700 Konfirmationen etwa 16 000 Jugendweihen gegenüber.

Die Kirche hat inzwischen einen Vorstoß gestartet, mit ihrer Jugendarbeit stärker auch in den Wohngebieten zu wirken. Deshalb nimmt sie mit Zustimmung der Synode am Interessenbekundungsverfahren für den Jugendklub „Nowawes“ im Zentrum-Ost teil. Wenn sie den Zuschlag erhält, würde der Kirchenkreis neben den beiden von der Stadt bezahlten Mitarbeitern zusätzlich eine halbe Stelle finanzieren. Fortgesetzt wird in diesem Jahr die Reihe „Theologisieren mit Kindern“, auch einen Kinderkirchentag soll es Ende April wieder geben.

In ihren Grußbotschaften an die Synode würdigten sowohl Oberbürgermeister Jann Jakobs wie auch Landesbischof Markus Dröge besonders diese ideenreiche Jugendarbeit im Potsdamer Kirchenkreis.

Erhart Hohenstein

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