Landeshauptstadt: Mehr Klicks als für Angela Merkel Schüler produzieren Wahlkampf-Spot für SPD
Nico Marquardt und Natascha Ganevskaya haben sich durch alle Bundestagsreden von Andrea Wicklein der letzten zwei Jahre geackert. „Das war eine elendige Arbeit“, sagt der 19-jährige.
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Nico Marquardt und Natascha Ganevskaya haben sich durch alle Bundestagsreden von Andrea Wicklein der letzten zwei Jahre geackert. „Das war eine elendige Arbeit“, sagt der 19-jährige. Und die SPD-Kandidatin war nur eine der drei Potsdamer Direktkandidaten, deren Parteiprogramme die zwei Humboldt-Gymnasiasten intensiv studierten – auf der Suche nach ihrem Favoriten. Eigentlich war die Auseinandersetzung mit den Politikern und Parteien nur als Teil ihres Grundkurses Politische Bildung gedacht. Doch daraus ist ein Selbstläufer geworden, der Andrea Wicklein nur freuen kann. Denn die zwei Schüler haben sich zur Aufgabe gemacht, einen WahlkampfSpot für ihren Lieblingspolitiker zu drehen, der kaum zu unterscheiden ist von Spots, den Werbeagenturen sich teuer bezahlen lassen. Das Video wurde inzwischen 185 000 Mal angeklickt, öfter als die großen Kampagnen-Trailer auf Bundesebene.
„Wir haben die Kandidaten nach Themen untersucht, die für unsere Zielgruppe, die 25- bis 40-jährigen, relevant sind: Bildung, Kitaplätze, bezahlbarer Wohnraum, Homoehe“, sagt Marquardt. Katherina Reiche hätte genau so die Chance gehabt. Nur sei sie strikt gegen die Homo-Ehe. „Da hat sie eine eigenartige Position“, findet Marquardt.
Als Sprecher für ihren Spot konnten sie Inforadio-Moderator Michael Braumann gewinnen, der seine Stimme kostenlos zur Verfügung stellte und es, so Marquardt, „super fand, dass sich endlich mal welche für Politik interessieren“. Andere Sprecher hatten vierstellige Honorare verlangt. „Die waren überhaupt nicht sozial mit Schülern.“ Marquardt und haben selbst gedreht, geschnitten und letztlich „keinen einzigen Cent dafür ausgegeben.“ Der Gymnasiast hatte bereits zwei andere Filme produziert. Die Motivation für den Spot erklärt er damit, dass er und Ganevskaya sich ganz klar positionieren wollten. Aber auch als Aufruf an Altersgenossen, wählen zu gehen. „Es wäre total traurig, wenn am Sonntag so viele unter 25 zu Hause bleiben.“
Um dem entgegen zu wirken, haben die beiden all ihre Facebook- und Twitter-Freunde mobilisiert, die den Spot weiterempfehlen sollten. Der Schneeball-Effekt hat dazu geführt, dass das Video eine „riesige Reichweite“ hat. Inzwischen können die Gymnasiasten 2700 positive Bewertungen ihres Spots vorzeigen, mehr als Angela Merkel. Und außerdem würden die Zuschauer den Spot nicht nur anklicken, sondern komplett anschauen. Ob ihr Beitrag zum Wahlkampf für Andrea Wicklein letztlich hilft, wird allerdings schwer zu ermitteln sein. giw
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