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Landeshauptstadt: Mehr Obdachlose als Plätze

Durchschnittliche Belegung in Notunterkunft liegt über Kapazität: „Wir weisen trotzdem niemanden ab“

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Die Plätze in Potsdam Obdachlosenheim werden knapp. In diesem Jahr war die Einrichtung in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (Awo) die meiste Zeit überbelegt. Im Haupthaus am Lerchensteig befinden sich 80 Unterkünfte für Wohnungslose, hinzu kommen weitere zehn Plätze in einem Anbau.

Während 2007 hier durchschnittlich 84 Personen eine Bleibe fanden, waren in diesem Jahr in der Obdachlosenunterkunft im Schnitt 92 Menschen untergebracht. Das sei eine Steigerung von 9,5 Prozent, sagt Rita Haack, Pressesprecherin der Stadt, auf PNN-Anfrage. Eine Überbelegung, die sowohl dem Träger als auch der Verwaltung Sorge bereitet. „Wir würden aber niemals einen Hilfesuchenden abweisen“, sichert Angela Basekow, Geschäftsführerin des Awo-Bezirksverbandes, zu. Zur Not könnten noch weitere Plätze in anderen Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt geschaffen werden. Ein Dauerzustand dürfe das aber nicht sein, sagt Birgit Hollmann, Leiterin des Awo-Familienhauses in der Turmstraße. Die Einrichtung in einer Einfamilienhaus-Siedlung verfüge über insgesamt sechs Wohnungen mit 25 Plätzen. Davon seien nach Auskunft der Leiterin derzeit 17 belegt. Aufgenommen würden Familien mit Kindern. „Wir versuchen aber jeder Familie ihren Bereich zu lassen“, erklärt Birgit Hollmann. Darum seien auch bei ihr die Kapazitäten bereits ausgeschöpft. Eine Aufnahme weiterer Bewohner müsse deshalb die Ausnahme bleiben. Die meisten blieben bis zu einem Jahr im Familienhaus. Hier lernten sie, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. „Die Atmos phäre ist ruhig, ohne allzu häufige Wechsel“, sagt die Leiterin.

Um eine genaue Analyse der Gesamtlage zu bekommen, plant die zuständige Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) bereits im Januar einen Workshop zu diesem Thema (PNN berichteten). Bevor vorschnell Zwischenlösungen geschaffen würden, müsse man zunächst Ursachenforschung betrieben, sagt die Beigeordnete. Potsdam sei in den vergangene Jahren gewachsen, im Februar dieses Jahres überschritt die Landeshauptstadt die 150 000-Einwohner-Marke. Vielleicht reiche die Kapazität des Obdachlosenheims für diese Stadtgröße tatsächlich nicht mehr aus. Des weiteren mangele es der Stadt an genügend bezahlbarem Wohnraum. „Kommt es bei Paaren zur Trennung, kann schnell einer auf der Straße landen“, nennt die Beigeordnete eine weitere mögliche Ursache. Wie mit der zurzeit angespannten Lage weiter verfahren werde, solle auch das Arbeitstreffen zwischen Verwaltung und Einrichtungsträger Anfang des neuen Jahres ergeben.Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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