Landeshauptstadt: Mehr Verkehr für die Humboldt-Brücke
Umgestaltung der Mitte: Aktualisiertes Gutachten erbringt höheren Nutzen / Zweifel bei Die Anderen
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Innenstadt - Der Umbau der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Breite Straße wird eine zusätzliche Verkehrsbelastung für die Humboldtbrücke nach sich ziehen. Dies erklärte gestern Abend der Potsdamer Verkehrsexperte Prof. Herbert Staadt bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Alten Rathaus zur geplanten Verkehrs-Umgestaltung der neuen Mitte im Zuge der Errichtung des Landtagsschlosses.
Nach dem Rückbau der südlichen Friedrich-Ebert-Straße auf eine Spur pro Richtung, nach der Verschwenkung der Breiten Straße dicht am Hotel Mercure vorbei und dem Bau der neuen Trambrücke parallel zum ersten Havelübergang, der Langen Brücke, werden „3000 Kraftfahrzeuge pro 24 Stunden“ mehr über den zweiten Havelübergang, die Humboldtbrücke, fahren, so Prof. Staadt. Die Lange Brücke selbst erfahre einen Verkehrsrückgang um drei Prozent. Der anwesende Stadtverordnete Ralf Jäkel (Linkspartei.PDS) zu diesen Aussichten: Der Verkehr fließt von der Humboldtbrücke in die Behlert- und die Hans- Thoma-Straße ab. Diese Straßen erlebten bereits jetzt eine „Sättigung“ hinsichtlich der Verkehrsbelastung. Das sei „problematisch“, so Jäkel.
Während des Forums teilte Michael Höppner von der Forschungs- und Planungsgruppe Stadt und Verkehr (FGS) mit, dass sein Kosten-Nutzen-Gutachten für die Verkehrsumgestaltung durch eine Aktualisierung von Zahlen nunmehr einen Nutzen von 74 000 Euro pro Jahr erbringe. Erreicht werde dies vor allem durch eine wesentlich bessere Unfallbilanz im Vergleich zur jetzigen Situation mit 36 schweren Unfällen pro Jahr in Potsdams Mitte. Ein erster Gutachten-Stand hatte lediglich ein Kostenplus von 22 000 Euro pro Jahr erbracht. „Wir erreichen, was uns das Ministerium auferlegt hat, einen höheren Nutzen“, sagte Höppner. Dazu teilte Erich Jesse, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam in einer Presseerklärung mit, während zuerst nur „Kostenschätzungen“ vorgenommen wurden, seien nun aktuelle „Kostenberechnungen“ nach DIN-Norm verwendet worden.
Die Kosten-Nutzen-Gutachten, das Voraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln ist, wird von Wolfram Meyerhöfer (für Die Andere im Beirat Potsdamer Mitte) scharf kritisiert. Er unterstellt, dass es nur durch die verwendeten Methoden zu einem positiven Kostensaldo kommt. Jesse wies dies zurück: „Wer stellt einen manipulierten Förderantrag, um dann in den Knast zu gehen?“ und „Wir begehen keine Straftaten.“
Zuversichtlich zeigte sich Prof. Staadt, dass die York- und die Dortustraße nicht Bundesstraßen-Umgehung werden. „Ich bin ziemlich sicher, dass wir davon abgehen.“ Vielmehr werde – dies bestätigte auch die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz – eine B1-Verlegung über die Lange Brücke und die Friedrich-List-Straße geprüft. Ute Grimm (Die Andere) fürchtet dennoch „eine kalte Umwidmung“ der York- und der Dortustraße, da in der Breiten Straße Richtung Lange Brücke eine zweite Abbiegespur in die Dortustraße vorgesehen sei. Prof. Staadt versicherte, dass dies lediglich geplant sei, um für die Abbieger die Grünphase der Ampel kürzer halten zu können. Er prognostiziert, die Attraktivität der York- und der Dortustraße werde für Autofahrer „weitaus geringer sein, als befürchtet“. Wie er informierte, werde auch ohne Bundesstraßen-Status eine Verbesserung der Schulwegsicherung in der Dortustraße vorgenommen. Diese sei „heute extrem mangelhaft“.
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