zum Hauptinhalt

Homepage: Mehr Zeit für das Studium

Den Potsdamer Studierenden geht es im deutschlandweiten Vergleich finanziell erstaunlich gut

Stand:

Den Potsdamer Studierenden geht es im deutschlandweiten Vergleich finanziell erstaunlich gut Von Michael Krause Es gibt Orte in Deutschland, an denen sich Studierende um einen Wohnheimplatz reißen. Potsdam zählt nicht dazu. Bundesweit fehlen, so schätzt das Deutsche Studentenwerk, etwa 21000 Plätze. Wenigstens zwei Jahre dauert es mittlerweile in München bis ein Platz im Studentenwohnheim frei wird. Dort versucht man dem knappen Angebot seit letztem Jahr mit Containerwohnungen bei zu kommen, in Freiburg wird ein großer Teil der Erstsemester vorübergehend in der Turnhalle untergebracht. Vor allem in westdeutschen Universitätsstädten ist das Interesse an preiswerten Wohnheimplätzen (im Schnitt 181 Euro im Monat) heute größer denn je. Geradezu idyllisch geht es dagegen in Potsdam zu, auch in diesem Jahr reichten die rund 2000 Wohnheimplätze des Potsdamer Studentenwerks problemlos aus. Übrig gebliebene Plätze wurden gar an Nachzügler vergeben. Warum aber hält sich die Nachfrage nach Wohnheimplätzen unter Potsdamer Studierenden in Grenzen? Eine Antwort auf diese Frage gibt die letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW). Daraus geht hervor, dass es Potsdams Studierenden erstaunlich gut geht. Die Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der deutschen Hochschüler stellte fest, dass die gesamten Einnahmen der Studierenden Potsdams und Umgebung mit 727 Euro im Monat (2003) nur unweit vom gesamtdeutschen Durchschnitt (767 Euro) entfernt liegen, während sich die Mietpreise weit unter dem bundesdeutschen Schnitt bewegen. Allerdings steigt der Mietspiegel in Potsdam stetig, nicht zuletzt weil das Wohnungsangebot knapper wird. Die Mietspiegel Potsdams und Berlins liegen laut Ring Deutscher Makler (RDM) in weiten Teilen nahe bei einander. So liegt die Nettokaltmiete pro Quadratmeter im sanierten Altbau in Potsdam bei durchschnittlich vier Euro und in Berlin bei 4,15 Euro (Stand 01/04). Lässt man den Blick über Deutschland schweifen, so wird deutlich, dass in Potsdam kaum Anlass zur Sorge besteht. In München lag die durchschnittliche Nettokaltmiete zu Anfang des Jahres mit 9,75 Euro, in Frankfurt mit 7,50 Euro oder in Hamburg mit 6,90 Euro um ein Vielfaches höher als hier. Ein weiteres Plus Potsdams ist die unmittelbare Nähe zu Berlin, denn zusammen genommen stellen beide Städte ein großes Angebot an bezahlbarem Wohnraum. Der studentische Wohnungsmarkt profitiert davon in großem Ausmaß: ein großer Teil der Potsdamer Studenten wohnt in Berlin. Die zweite Säule der Potsdamer Situation bilden neben den vergleichsweise niedrigen Mieten die relativ hohen Gesamteinnahmen der Hochschüler. Diese liegen mit 727 Euro weit über dem monatlichen Mittel der neuen Bundesländer (666 Euro), wenn auch noch um einiges von dem der alten Länder entfernt (786 Euro). Bei einer Umfrage des Potsdamer Studentenwerks in diesem Jahr gaben rund 41 Prozent der Studierenden an, neben dem Studium zu arbeiten. Potsdam liegt damit weit unter dem deutschen Durchschnitt. Laut DSW arbeiteten im vergangenen Jahr 68 von 100 deutschen Studenten neben dem Studium. Im Erststudium bringen Studierende heute durchschnittlich rund 42 Stunden pro Woche für Studium und Nebenjob auf, knapp 56 Prozent der Hochschüler bezeichnen den Nebenverdienst als lebensnotwendig. Abgesehen von der gewachsenen Bedeutung der Nebenjobs haben sich auch die Formen studentischen Wohnens im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Die Untermiete als klassische studentische Wohnform der 50er und 60er Jahre ist mit knapp zwei Prozent in Deutschland wie in Potsdam kaum noch relevant. 2003 lebten zwei Drittel der Potsdamer Studierenden in eigenen Wohnungen, allein, mit Partner oder in Gemeinschaft. 23 Prozent lebten bei ihren Eltern und 15 Prozent im Studentenwohnheim. Auch hier liegt Potsdam jeweils nahe am deutschen Mittel. Aus dem Umstand, dass es den Potsdamer Hochschülern im bundesweiten Vergleich finanziell recht gut geht, ergibt sich eine Chance. Der wirtschaftliche Druck auf die Studierenden ist in Potsdam längst nicht so groß wie etwa in München. Daher hat sich das empfindliche Verhältnis zwischen Nebenjob und Studium hier für viele noch nicht zum Negativen gewendet. Dieser Studienvorteil schlägt sich auch in der Sozialerhebung nieder: Studierende in den neuen Bundesländern arbeiten weniger und wenden mehr Zeit für ihr Studium auf als Hochschüler aus den alten Bundesländern. Die Voraussetzungen für ein bezahlbares, intensives Studieren sind hier demnach vorhanden.

Michael Krause

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })