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Landeshauptstadt: Meilenweit auseinander

Im Nachbarschaftsstreit können sich Schesings und Klemunds nicht über Grenzverlauf einigen

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Es geht um höchstens 30 Zentimeter, aber im seit 2004 schwelenden Nachbarschaftsstreit um den Grenzverlauf zwischen den Grundstücken sind die Eicher Familien Schesing und Klemund von einer Einigung nach wie vor meilenweit entfernt. Vor der Zivilkammer des Amtsgerichts stand gestern die einstweilige Verfügung auf dem Prüfstand, die von den Klemunds am 17. September erwirkt worden war. Sie stoppten damit den Abriss des Grenzzauns und seines Fundaments, mit dem die Nachbarn tags zuvor begonnen hatten.

Simone Klemund und ihr Ehemann Andreas, Eiches Ortsbürgermeister, gehen davon aus, dass der Zaun die gemeinsame Grenze bildet, Gisela Schesing Sohn Andreas und Enkel Matthias rechnen ihn aber zu ihren Grundstücken. Beide Seiten können dies nach ihrer Aussage an Unterlagen nachweisen. Als die Schesings am Nachmittag des 16. September, einem Sonnabend, zum Elektrohammer griffen, holte Klemund die Polizei. Sie schickte drei Streifenwagen mit Blaulicht und Martinshorn und unterband die Arbeiten.

Den unvermittelt begonnen Abriss begründete Andreas Schesing gestern mit einer Neugestaltung der Außenfläche, der auch der 30 Jahre alte, nach seinen Worten „marode“ Grenzzaun weichen müsse. Die Arbeiten seien eingetaktet und duldeten keinen Aufschub. Hauseigentümerin Simone Klemund befürchtet dagegen, dass die Wegnahme des Zauns den Hang ihres Grundstücks ins Rutschen bringen könnte. Das gehe ihn nichts an, parierte Schesing. Das aufgeschüttete Grundstück ordnungsgemäß zu befestigen, sei Pflicht der Klemunds. Er könne mit seinem Eigentum machen, was er für richtig halte.

Abgesehen davon, dass der Verlauf der Grenze, wofür unterschiedliche Vermessungen vorliegen, nach wie vor nicht bis ins letzte geklärt sei, hätten Schesings die Klemunds mindestens zwei Monate im Voraus über die beabsichtigen Arbeiten unterrichten müssen, hielt deren Rechtsbeistand dagegen. Das schreibe das brandenburgische Nachbarrecht vor. Dies habe er getan, konterte Schesing, indem er auf einer vorangegangenen Verhandlung vor der Schiedskommission die Arbeiten angekündigt hätte.

Die junge Amtsrichterin Jaeckel gab sich alle Mühe, die Streithähne zum Einlenken zu bewegen. Sie wies darauf hin, dass eine gütliche Einigung, der eine von beiden Seiten veranlasste und anerkannte Vermessung vorangehen könnte, ihnen weiteren Stress und immer neue gerichtliche Auseinandersetzungen ersparen würde. Schesing lehnte aber umgehend eine erneute Vermessung ab. Er wiederholte seine Anschuldigung, die Klemunds hätten Grenzsteine manipuliert - das Amtsgericht hat ein Verfahren in dieser Sache eingestellt - und bezeichnete den Lageplan für deren Hausbau als „getürkt“. Damit zog er sich eine Klageandrohung der Gegenseite zu.

Auch mehrere von der Richterin eingelegte Pausen, in denen sich die Parteien beraten konnten, blieben fruchtlos. Beide Seiten hielten ihren Anträge gegen bzw. für den Abriss des Zauns aufrecht. Deshalb bleibt nur eine gerichtliche Entscheidung, die am 17. Oktober verkündet werden soll. Bis dahin schweigt Schesings Abrisshammer. Und dann? Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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