INTERVIEW MIT DER MUTTER VON AJMAL K.: „Mein Sohn ist kein grausamer Killer“

Ajmal K. gilt seit dem 17. Juni als Hauptverdächtiger, den 20-jährigen David Fischer in der Charlottenstraße erstochen zu haben. Eine Boulevardzeitung berichtet über sein Geständnis, welches nicht vorliegt, die Angehörigen des Opfers sprechen von ihm als „heimtückischen Mörder“. Im Gespräch mit den PNN stellt seine Mutter Aldona K. den 18-jährigen gebürtigen Afghanen allerdings als einen normalen Jugendlichen dar.

Ihr Sohn sitzt als Hauptverdächtiger im Fall des erstochenen David Fischer in Untersuchungshaft: Warum haben Sie erst jetzt, drei Monate nach der Tat, den Weg an die Öffentlichkeit gesucht?

Mein Sohn ist kein grausamer Killer, so wie er jetzt öffentlich dargestellt wird. Er war ein normaler Junge, der gerade seinen ersten Schulabschluss bekommen hatte und im Sommer sein Fachabitur beginnen wollte.

Doch es gibt Vorwürfe, Ajmal sei ein bekannter Schläger gewesen, der wiederholt bei der Polizei auffällig geworden ist.

Das stimmt nicht. Er ist nicht vorbestraft. Und auch in der Schule hatte er nie Probleme mit Gewalt. Seine Lehrer waren mit seinem Verhalten zufrieden. Er trinkt kaum Alkohol, raucht nicht und nimmt keine Drogen. Und es stimmt auch nicht, dass er gewohnheitsmäßig ein Messer bei sich trug – das hätte ich doch mitbekommen.

Ein weiteres Gerücht lautete, er sei Mitglied in einer türkischen Gang gewesen

Nein. Dafür hat er neben der Schule und einigen Nebenjobs keine Zeit gehabt. Er ist nicht so oft weggegangen. Und seine Freunde kamen auch aus Deutschland, dass war keine feste Clique. Am Tag seiner Verhaftung hat er vorher noch gearbeitet und ist erst nachdem er von der Hausdurchsuchung bei uns gehört hat, zur Polizei gegangen.

Seitdem schweigt Ihr Sohn zu den schweren Vorwürfen, die durch Zeugenaussagen erhärtet worden sind. Konnten sie mit ihm darüber sprechen?

Bei den Besuchen ist es verboten, darüber zu sprechen. Aber immer wenn ich komme, weint er. Ajmal ist mit seinen 18 Jahren noch ein halbes Kind. Ich kann nicht sagen, was in dieser Nacht passiert ist - aber Ajmal ist kein kaltblütiger Killer. Ich und auch Ajmals Schwester sind sehr traurig, dass ein Mensch sein Leben verloren hat und möchten den Angehörigen unser Beileid aussprechen.

Was erwarten sie Sie für die nächste Zeit – nächstes Jahr soll aller Voraussicht nach der Gerichtsprozess gegen ihren Sohn stattfinden.

Ich hoffe, dass die Angehörigen von David Fischer diese schlimme Sache überstehen. Persönlich würde ich mir eine objektivere Betrachtung wünschen, vor allem auf einen hoffentlich fairen Prozess gegen meinen Sohn bezogen. Er soll so schnell wie möglich nach Hause kommen, damit alles so wie früher werden kann.

Die Angaben von Aldona K. bezüglich der Vorstrafen von Ajmal K. sind gegenüber dieser Zeitung von seinen früheren Lehrern in der Marie-Curie-Gesamtschule und durch die Potsdamer Staatsanwaltschaft bestätigt worden.