Mohammeds SICHT: Meinungsfreiheit
Mohammed Al-Masri ist vor rund zwei Jahren aus seiner syrischen Heimatstadt Homs geflohen. Zurzeit macht der 23-Jährige ein Praktikum bei den PNN und berichtet an dieser Stelle in loser Folge über sein neues Leben in Potsdam. Heute: Das Gut der Meinungsfreiheit.
Stand:
Hier in Deutschland kann man seine Meinung sagen. Die Menschen haben keine Angst vor der Regierung, sie können auf der Straße demonstrieren. Bei uns ist es gefährlich, wenn man auf der Straße seine Meinung sagt. Es kann passieren, dass die Polizei Personen festnimmt und schlägt und anschließend ins Gefängnis steckt. Für die Betroffenen ist das meistens ein großer Schock. Manche müssen dort sehr lange bleiben oder sogar mit dem Leben bezahlen.
2011 gab es in meiner Heimatstadt Homs die erste Demonstration. Viele Menschen sind auf die Straße gegangen und haben gegen die Regierung protestiert. Die Polizei hat auf sie geschossen und viele Demonstranten verletzt und getötet. Nachts kam die Feuerwehr und hat mit Wasser das Blut von den Straßen gewaschen, damit man nichts mehr davon sieht. Die Regierung wollte nicht, dass im Fernsehen von dem Massaker berichtet wird. Ich war an dem Tag mit meinem Bruder und meinen Eltern zu Hause. Wir haben Bomben und Raketen gehört und schnell alle Türen verschlossen. Danach gab es nur noch kleine Demonstrationen. Heute demonstriert in Homs keiner mehr. Die Menschen haben resigniert.
In Potsdam demonstriert zurzeit die Pogida-Bewegung. Ich denke aber, die Mehrheit der Deutschen ist tolerant und offen für andere Kulturen. Nicht alle hassen Flüchtlinge. Bei uns gibt es ein Sprichwort, es besagt: „Nicht alle Finger sind gleich“. Das bedeutet, dass es überall gute und schlechte Menschen gibt.
Mohammed Al-Masri
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