Landeshauptstadt: Meister des Innenraums
Peter Kalbhen feiert 25-jähriges Betriebsjubiläum
Stand:
Der nur 73 Quadratmeter große Laden in der Charlotten-/Ecke Dortustraße ist gefüllt mit Gardinen- und Dekostoffmustern. Der Kunde kann sich eine Gardinenstange oder Jalousie aussuchen – oder sich eine komplette Innendekoration anfertigen lassen. Das kleine Geschäft half dem Raumausstattermeister Peter Kalbhen, die Probleme nach der politischen Wende zu meistern und sich einen festen Kundenstamm zu erhalten. „Mit einer Werkstatt auf einem Hinterhof in der Kurfürstenstraße wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Kalbhen, der am 1. Januar 2007 sein 25-jähriges Betriebsjubiläum feiern kann und gleichzeitig Innungs-Obermeister seiner Zunft für Potsdam und das Umland ist. Für ihn war es ein kluger Entschluss, zusätzlich zu seiner Werkstatt 1992 das Ladengeschäft zu eröffnen. Mit der Werkstatt ist er inzwischen aus Kostengründen nach Bornstedt umgezogen.
„Nach der Wende ersetzten viele ihr altes Mobiliar einfach durch neues, da wurde kaum noch Wert auf die guten alten Stücke gelegt“, schildert Kalbhen die damalige Situation. Das habe sich zum Glück für das Handwerk nun wieder geändert. Kunden lassen gute alte Stücke, Omas geliebtes Kanapee oder wertvolle antike Möbel, wiederherstellen. „Das wird nicht immer billig, aber wir legen großen Wert auf eine handwerklich fundierte Arbeit und hohe Qualität“, sagt Kalbhen, dem es gar nicht gefällt, dass sein Gewerk nun zu der Kategorie der Handwerksbetriebe gehört, für die kein Meisterbrief mehr nötig ist. „Wir haben dadurch allerdings keine nennenswerte Konkurrenz erhalten.“ Denn der Kunde schätze Qualität und achte auf das Meisterzeichen.
Kalbhen hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. 23 Jahre arbeitete er in einem Babelsberger Betrieb als Geselle, erwarb 1981 seinen Meisterbrief und konnte im folgenden Jahr eine Werkstatt in der Kurfürstenstraße übernehmen, weil der Altmeister in den Ruhestand ging. „Wir haben einmal im Jahr Termine angenommen“, erzählt Kalbhen. „Und dann waren wir für den Rest der Zeit ausgebucht.“ Dieser Ansturm hat sich natürlich gelegt, dafür sind jetzt im Bereich der Materialien den Kundenwünschen kaum noch Grenzen gesetzt. Und stilkundig ist Kalbhen allemal. Das weiß sogar die Schlösserstiftung zu schätzen, die an ihn den Auftrag vergab, Polstermöbel für Schloss Rheinsberg aufzuarbeiten.
Der Raumausstattermeister gibt seine Kenntnisse auch weiter, zurzeit an zwei Lehrlinge. Unterstützt wird er dabei von Ehefrau Karin und einer Verkäuferin. Einen Nachfolger aus der Familie gibt es für den Handwerksbetrieb nicht. Der Sohn erlernte zwar das Raumausstatterhandwerk und ist selbst Meister, hat sich beruflich aber anderweitig orientiert. Doch vorerst denkt der 62-jährige Obermeister noch nicht ans Aufhören – und wird weiter in Geschäft und Werkstatt arbeiten. dif
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: