GEWALT GEGEN POLIZISTEN: „Menschen reagieren aggressiver als früher“
Allein durch Zahlen lässt sich die zunehmende Gewalt gegen Polizisten nicht belegen. Das sagte gestern der Leiter des Schutzbereiches Potsdam, Jörg Barthel, den PNN.
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Allein durch Zahlen lässt sich die zunehmende Gewalt gegen Polizisten nicht belegen. Das sagte gestern der Leiter des Schutzbereiches Potsdam, Jörg Barthel, den PNN. Im vergangenen Jahr habe es in der Landeshauptstadt 18 Übergriffe auf Streifenpolizisten gegeben, ähnlich viele wie in den Jahren zuvor. Es sei gestern jedoch das erste Mal gewesen, dass ein Beamter so schwer durch ein Fluchtfahrzeug verletzt wurde, so Barthel. Das sei ein Indiz dafür, dass die relativ konstanten Übergriffszahlen nur die halbe Wahrheit sagen. Zwar habe es in seinen 25 Dienstjahren immer auch Auseinandersetzungen und Tätlichkeiten zwischen Beamten und Bürgern gegeben – sei es bei Verkehrskontrollen oder beim Eingreifen in einen häuslichen Konflikt. Was sich jedoch geändert habe, sei die Art der Gewalt. „Die Menschen reagieren insgesamt aggressiver, schlagen schneller und härter zu“, sagte Barthel. „Während ein Polizist früher geschubst wurde, landet heute die Faust in seinem Gesicht.“
Auch Andreas Schuster, Landesvorsitzender der Polizei-Gewerkschaft Brandenburg, sieht Grund zur Sorge. „Die Menschen haben weniger Hemmungen, Polizisten verbal, aber auch körperlich anzugreifen“, sagte Schuster. Er sehe das im Zusammenhang mit einem allgemeinen gesellschaftlichen Werteverfall. „Der Polizist als Ordnungshüter ist nicht mehr in dem Maße eine Respektsperson, wie früher“, so Schuster. Umso wichtiger seien Schulungen für Beamte, zum Konfliktmanagement und zur Eigensicherung. Weitere Sparmaßnahmen im Bereich Fortbildung lehne die Gewerkschaft deshalb entschieden ab. Jörg Barthel vom Schutzbereich Potsdam betonte indes, die Mitarbeiter seien bereits gut vorbereitet, wenn sie von der Polizeischule aus Baasdorf oder Oranienburg kommen. „Sie wissen: Der Selbstschutz steht an erster Stelle.“ Um im Dunkeln gut sichtbar zu sein, trügen sie ihre Einsatzweste und die Kelle. Außerdem wüssten die Polizisten, wie man im Gespräch auf Deeskalation setzt, so Barthel. „Aber auch bei der besten Vorbereitung bleibt in diesem Beruf immer ein Restrisiko.“ js
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