Landeshauptstadt: „Menschlich enttäuscht“
Gabriele Fischer weist Vorwürfe zurück/Schulden von Babelsberg 03 bei 445 800 Euro
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Gabriele Fischer weist Vorwürfe zurück/Schulden von Babelsberg 03 bei 445 800 Euro Von Michael Erbach Sportbeigeordnete Gabriele Fischer hat den Vorwurf von Manfred Kruczek (BürgerBündnis), sie habe die Stadtverordneten über die Situation beim Fußballverein Babelsberg 03 getäuscht, „energisch zurückgewiesen“. Fischer hatte die Stadtverordneten im nicht öffentlichen Teil der Sitzung vom 6. November 2002 darüber informiert, dass bei Babelsberg 03 „keine akute Insolvenzgefahr“ bestehe. Dies, so Kruczek, sei eine „Inszenierung“ gewesen mit dem Ziel, „dem schon damals zahlungsunfähigen Verein Geld zu beschaffen“. Aufgrund der Aussage von Fischer hätten die Abgeordneten dem Erbbaurechtsvertrag zugestimmt, der die Übernahme des Stadions an den Verein regelt und dem SVB die Möglichkeit gab, einen Millionenkredit aufzunehmen. Im Zuge des späteren Insolvenzverfahrens hatte die Stadt auf sämtliche Ansprüche gegenüber dem Verein verzichtet – laut Kruczek rund 600 000 Euro. Wie Fischer den PNN gestern sagte, stimme diese Zahl nicht. Zwar war in einem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes im Frühjahr von über 400 000 Euro Altschulden des Vereins gegenüber der Stadt die Rede gewesen – u. a. nicht gezahlte Abgaben aus den Einnahmen für Bandenwerbung und Eintrittsgeldern. Doch während des Insolvenzverfahrens habe sich diese Zahl aufgrund genauer Prüfungen auf 279 300 Euro reduziert. Zuzüglich des nicht gezahlten Kaufpreises für das Stadion und ausstehener Pachtzahlungen ergebe sich ein Schuldenstand des Vereins gegenüber der Stadt von 445 800 Euro. Fischer: „Diese Summe haben wir auch angemeldet.“ Es werde aber geprüft, ob der Verein weitere Investitionen und Leistungen mit Verbindlichkeiten verrechnen könne. Außerdem habe der Verein rund 600 000 Euro „einzutreibende Einnahmen“ angegeben, von denen die Stadt als Gläubiger anteilig profitieren könnte. Die Praxis der Verrechnung von investiven Leistungen mit Zahlungen an die Stadt sei üblich und nicht nur bei Babelsberg 03 zur Anwendung gekommen, sagte Fischer. Als Beispiel nannte sie die Potsdamer Sport Union, die erheblich in die Sportstätte an der Templiner Straße investiere. Wie Fischer weiter betonte, sei sie als Mitglied des Aufsichtsrates vom Vorstand des Vereins über die Situation bei dem damaligen Drittligisten, der mittlerweile in der Oberliga spielt, informiert worden. Es hätten ein Finanzplan und ein Wirtschaftsprüfungsbericht vorgelegen. Natürlich sei bekannt gewesen, dass die Finanzlage „angespannt“ sei, aber „aus den Unterlagen, die uns vorgelegt wurden, ging nicht hervor, das eine Insolvenzgefahr besteht“. Auch habe 03-Präsident Marc Schulten ein „schlüssiges“ Sanierungskonzept vorgelegt, sagte Fischer. Außerdem habe der Deutsche Fußballbund dem Verein im Lizenzverfahren einen „uneingeschränkten Prüfvermerk“ für die Saison 2003/2004 erteilt. „Die Unterlagen waren Grundlage für die Entscheidungen“, so Fischer. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte dem Erbbaurechtsvertrag für das Karl-Liebknecht-Stadion zu – mit den bekannten Folgen. Ob der Verein im November 2002 schon zahlungsunfähig war, ist nach PNN-Informationen bislang noch nicht aufgeklärt worden. Finanzbeigeordneter Burkhard Exner hatte allerdings von „Luftbuchungen“ gesprochen, die schon Jahre zurückliegen würden – ein Hinweis darauf, dass sich Verantwortliche des SVB möglicherweise bemühten, den Verein in einem (kredit)würdigen Zustand zu präsentieren. Fischer: „Ich bin vom Vorstand des Vereins menschlich enttäuscht.“ Offenbar sei „nicht mit offenen Karten gespielt worden“. Mit dem Insolvenzverfahren und der Wahl des neuen Präsidiums mit Rainer Speer an der Spitze sei aber nun ein Neuanfang gemacht worden.
Michael Erbach
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