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Sport: Mentale Stärke und Selbstvertrauen

Damit fährt Turbine Potsdams neuer Trainer Jörg Nachtigall in der Fußball-Landesklasse bislang gut – derzeitiger Lohn ist Platz 4

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Damit fährt Turbine Potsdams neuer Trainer Jörg Nachtigall in der Fußball-Landesklasse bislang gut – derzeitiger Lohn ist Platz 4 Von Dieter Wolff Den Schritt, nach reiflicher Überlegung zu Saisonbeginn zum FV Turbine Potsdam 55 gegangen zu sein, hat Coach Jörg Nachtigall bisher nicht bereut. Ausgangspunkt war die sportliche Perspektive – und dass die vorhanden sind, zeigt der Tabellenstand in der Fußball-Landesklasse. Turbine Potsdam belegt nach sechzehn Spielen der Hinrunde Rang vier der Staffel Mitte. In der Anfangsphase gab es für Nachtigall noch nicht viel zu gewinnen. Auftaktniederlagen beim Neuling Bestensee und in Lübben, ein Heimremis (Friedersdorf) und eine Heimniederlage (Trebbin) führten Turbine sofort in die Abstiegszone. Erst mit dem unerwarteten 2:1-Erfolg beim Nachbarn und Aufsteiger FSV Babelsberg 74 begann sich das Blatt langsam zu wenden. Ein Foto in Turbines Umkleidekabine in der Potsdamer Waldstadt aus dieser Anfangszeit zeigt einen Coach Jörg Nachtigall mit sorgenvoller, fast grimmiger Miene. Es schmückt noch heute den Vorbereitungsraum, denn es sollte nach Meinung der Turbine-Kicker vor jedem Spiel auf die Situation aufmerksam machen. „Es hat geholfen,“ sagt Nachtigall, schränkt aber den Erfolg zugleich ein, weil der „aktuelle Tabellenstand nur eine Momentaufnahme ist und die tatsächlichen Leistungen etwas überbewertet.“ Der neue Coach hat bei Turbine einiges verändert und eine kaum geglaubte Wende herbeigeführt. Auch Klaus Kahlisch, Männer- Verantwortlicher bei Turbine, äußert sich lobend: „Die Mannschaft hat sich unter Nachtigall gefestigt und wurde durch den Einsatz junger Talente auf den richtigen Weg gebracht“. Trotz der allgemeinen Zufriedenheit, Jörg Nachtigall wird sich nicht zurücklehnen. Der inzwischen 47-Jährige will der jungen und „sehr willigen Mannschaft“, die spielerisch und taktisch vieles bisher nur angedeutet hat, viel Selbstvertrauen geben und sie mental weiter stärken. Bereits bei der Zahl der eingesetzten Spieler ist der deutliche Wandel zu spüren, denn in der abgelaufenen Herbstrunde ließ Nachtigall nur 19 Akteure (im Vorjahr 27) auflaufen. Das ist neben Werder (18) das geringste Aufgebot der Staffel Mitte. Dauerbrenner und damit in allen 16 Partien dabei waren nur Steffen Hirsch, Martin Engst und Frank Schirrmeister. Auch Keeper Sven Büttner (15) sowie Alexander Fuchs, Mirko Wladimiroff, Clemens Viehrig und Wieland Bleissner (alle 14) zählten zum Stammkader. Vornehmlich in der Jokerrolle kam Martin Fuhrmann ebenfalls auf vierzehn Einsätze. In den einzelnen Mannschaftsteilen geben leistungskonstante Spieler das Gepräge. So hat sich Keeper Sven Büttner, vor der Saison von Lok Seddin zu den Potsdamern gewechselt, mit seiner Ruhe und Souveränität zu einem großen Rückhalt entwickelt. Am guten Spiel der Abwehr hat ebenso der 38-jährige Wieland Bleissner besonderen Anteil. Abgeklärt, in kritischen Situationen stets die Ruhe bewahrend, bildet er mit dem kopfballstarken Frank Schirrmeister und dem Kämpfertypen Martin Engst ein gutes Gespann. Im offensiven Mittelfeld hat Nachtigall vom jungen Steffen Hirsch einige Prozente mehr als normal herausgekitzelt. Torjäger Alexander Fuchs ist im Angriffsbereich nach wie vor erste Wahl. Für den Goalgetter stehen zur Winterpause zehn Tore zu Buche. Erneut konkurrenzlos – denn Wladimiroff (4) sowie Hirsch und Brendel (beide 3) als die nächsten folgen mit großem Abstand. Mehr als nur ein Wermutstropfen waren in der Vergangenheit Zwangspausen für eine Reihe von Spielern wegen unsportlichen Verhaltens. Turbine war Schlusslicht im Fair play. Trainer Jörg Nachtigalls Handschrift ist auch auf diesem Terrain zu spüren. Diskussionen mit Schiedsrichtern kosten den Spielern jeweils fünf Euro. Der Erfolg stellte sich ein: Rote und Gelb-Rote Karten blieben bei Turbine in der Hinrunde ungezückt. Nur Heiko Stimpel und Martin Engst müssen wegen der jeweils fünften Gelben Karte erstmals zwangspausieren. In der Fair-play- Tabelle der Staffel Mitte bedeutet dies Rang eins! Am 5. Januar bittet Nachtigall zum Trainingsaufgalopp für die Rückrunde. Die Trainingsmethodik hat dem Coach absoluten Respekt bei der Mannschaft eingebracht. So ist es kein Geheimnis, dass viel Dehnungs- und Laufarbeit geholfen haben, die Verletztenliste bisher klein zu halten. Selbst dem im medizinischen Bereich beruflich tätigen Routinier Wieland Bleissner werden physiotherapeutische Wunderdinge nachgesagt. „Eddy“ Hecht vom Konkurrenten FSV Babelsberg 74 wird es bestätigen können. Seine Knieverletzung war nach zehn Tagen auskuriert. Sorgfältig ist das Vorbereitungsprogramm von Klaus Kahlisch zusammengestellt worden. Gleich viermal geht es gegen starke Verbandsligisten. „Solche Testspiele dienen dem Lernen“, betont Coach Nachtigall, „auch wenn wir vier, fünf oder mehr Gegentreffer kassieren“. Nachtigall will ein Team formen, das die Landesklassentauglichkeit konstant nachweist. Wichtig ist für ihn ein gelungener Rückrundenstart, wo gleich einige hochkarätige Gegner warten. „Bei der Ausgeglichenheit der Teams könnte uns ein schwacher Auftakt schnell in die gefährdete Zone führen. Deshalb wollen wir unbedingt an die Leistungen des letzten Drittels der Hinrunde anknüpfen und in der zweiten Halbserie noch 20 Punkte holen“. Die Prognose: Geduld und Fleiß sowie Beharrlichkeit werden sich für Turbine und seinen akribischen Coach Jörg Nachtigall lohnen.

Dieter Wolff

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