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Von Josefine Markarian: Meterlange Bohnen und Stachelfrüchte Ohne Sprachkentnisse: Essen wie gemalt

Eine Sache, über die wir wohl am wenigsten wussten, und uns doch sehr viel dazu ausmalten war das Essen in China. Und wahrhaftig: Dieses Essen ist fast in allen Punkten anders als die Ernährung, die wir als Europäer gewöhnt sind.

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Eine Sache, über die wir wohl am wenigsten wussten, und uns doch sehr viel dazu ausmalten war das Essen in China. Und wahrhaftig: Dieses Essen ist fast in allen Punkten anders als die Ernährung, die wir als Europäer gewöhnt sind. Wo wir eine Gabel benutzen, benutzen Chinesen die Stäbchen, was wir erst aufwändig zubereiten, gibt es hier roh. Viele Speisen sind unendlich scharf, und als Kontrast gibt es völlig ungewürzten Reis.

Einmal wurden wir in großer Gesellschaft in ein Restaurant eingeladen. Es gab Hummer, schwarze „1000-jährige Eier“, die aber eher nach verschimmelten Eidechseneiern aussahen und die ich sofort in „Ewige Eier“ umtaufte, einen undefinierbaren „Wackelpudding“, wie wir verstanden aus „jellyfish“, also Quallen und allerlei andere undefinierbare Sachen. Trotz des oft gruseligen Aussehens schmeckte alles gut, was ich mich zu probieren traute.

Wenn wir irgendwo ohne sprachkundige Begleitung auswärts essen gehen, haben wir immer ein Problem mit den chinesischen Speisekarten. Mein Vater hatte die Idee, auf gut Glück auf irgendwelche Gerichte zu tippen, aber wir waren dagegen. Da wir mit Pantomime auch nicht weiter kamen, langten wir schließlich beim Zeichnen an. Aus meinem gezeichneten Reisschälchen wurde dann eine Kanne Tee und aus der Ente meines Vaters ein Teller voller Fleischspießchen. Es schmeckte alles sehr gut, obwohl wir es bis zum Schluss nicht schafften, die langen Fadennudeln mit den Stäbchen aus der Suppenschüssel zu fischen. Dafür hatte das gesamte Bedienungspersonal seine helle Freude, uns bei den vergeblichen Versuchen zuzuschauen. Inzwischen verlassen wir uns auf ein Bilderbuch mit chinesischen Untertiteln und haben mehr Erfolg. Auch unsere Einkäufe im Supermarkt bieten unendlich viele Überraschungen: Viele Milchprodukte sind doppelt so teuer wie in Deutschland, für einen Brie bezahlen wir 7 Euro. Dafür ist aber vieles deutlich billiger. Zum Beispiel haben wir ein neues Fahrrad für 23 Euro gekauft!

Meine Fotos vom Markt sind unglaublich: Lebende Schildkröten und Käferraupen, alle Sorten Fisch, lebendig, auf Eis, getrocknet und gesalzen oder in Plastik eingeschweißt. Berge voll unbekannter Früchte und Gemüse, zum Beispiel meterlange Bohnen oder riesige Stachelfrüchte. Den größten Schock bekam ich bei einer der vielen Straßenküchen. Dort werden auf länglichen Holzkohlegrillen die verschiedensten Spieße gebraten, Brot verkauft, und allerlei Suppen und Nüsse angeboten. Es gibt auch viele aufgespießte Früchte, meistens sogar kandiert, Popcorn und Zuckerwatte. Auf einem dieser Öfen entdeckte ich, in einer riesigen Pfanne, lecker aussehende gekochte und geschälte Eier im Fett brutzeln. Beim genauen Hinsehen waren dann kleine Schnäbelchen, Füßchen und auch schon befederte Flügel zu erkennen. Andere Länder, andere Sitten! Die Chinesen sagen: Wir essen Eier und Hühnerfleisch, warum nicht auch die Küken kurz vorm Schlüpfen. Eigentlich nachvollziehbar, aber in so einem Fall würde ich mich wohl eher gegen das Essen von Hühnchen entscheiden.

Wir werden viel eingeladen und bewirtet. Meistens geht es dann so aus, dass wir von einer Schar lachender, kichernder und Fotos machender Chinesen umgeben sind. Irgendwann werden aber sogar wir es schaffen, die Nudeln mit den Stäbchen auf unseren Teller zu laden. Darauf freue ich mich schon jetzt!

Josefine Markarian

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