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Landeshauptstadt: Milchmädchenrechnung ging auf

„Schüler unternehmen was“: Bundesfachtagung ehrte Potsdamer Schülerfirma

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Dass Milchbubis keine Schwächlinge sind und Milchmädchenrechnungen nicht zwangsläufig in die Pleite führen, beweist eine Schülerfirma in der Neuen Grundschule Potsdam: Die „Milchbubis SGmbH“ managt die Versorgung ihrer Mitschüler mit der täglichen Portion des kalzium- und vitaminreichen Durstlöschers. Und dies mit wirtschaftlichem Erfolg. Gestern erhielten die jungen Unternehmer dafür einen Preis bei der 1. Bundesfachtagung Schülerfirmen, zu der Förderer und Pädagogen im Kutschstall am Neuen Markt zusammen kamen.

Besonders gewürdigt wurde hier die gute Kooperation mit Wirtschaftspartnern, wie der Firma Campina, die nicht einfach nur die Milch liefert, sondern die Schüler auch materiell und mit dem nötigen Knowhow unterstützte. Inzwischen stehen die Fünft- und Sechstklässler auf eigenen betrieblichen Füßen, nehmen die Bestellung auf, organisieren Verkauf und Vertrieb, rechnen, kalkulieren, investieren. Selbst ein eigenes Logo haben sie entwickelt, Plakate und Flyer entworfen.

„Es geht nicht darum, die Kinder vorzeitig zu Marketingexperten auszubilden, sondern ihre Eigeninitiative und Verantwortlichkeit zu fördern“, sagte Wolfgang Krüger, Staatssekretär im Brandenburgischen Wirtschaftsministerium, auf der Fachtagung. Die außerunterrichtlich tätigen Schülerfirmen ermöglichten ein praxisbezogenes Lernen, das in den Mathematik- und Deutschunterricht zurückwirke. Staatssekretär Burkard Jungkamp vom Bildungsministerium sieht darüber hinaus positive Effekte für die Ausbildung der immer wichtiger werdenden Sozialkompetenzen. Zuverlässig sein, im Team arbeiten, erfolgreich kommunizieren, all das würden die Schüler in den Firmen schnell lernen, weil ihre Motivation hoch sei. „Vorausgesetzt, die Lehrer lassen diese Selbstständigkeit zu und verstehen sich hier eher als Berater“, meinte der Berliner Erziehungswissenschaftler Gerhard De Haan.

Bei der metallverarbeitenden „Metalliker SGmbH“ und der auf Solarstrom spezialisierten „Energie Team SAG“ aus Königs Wusterhausen scheint das geklappt zu haben. Auch diese beiden Firmen erhielten gestern einen Preis für ihr über die Schule hinausgehendes kommunales Engagement und die gelungene Berufsförderung. Auf solche Art von Nachhaltigkeit legt Heike Kahl besonderen Wert. Sie ist Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, die gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung und dem Projektverbund koBra.net rund 70 der inzwischen 100 in Brandenburg arbeitenden Schülerfirmen unterstützt hat. Schon jetzt zeige sich, so Kahl, dass Schüler mit Firmenerfahrung gute Chancen haben, ihren gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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