Sport: „Militärisch funktionale Entscheidung“
Am Tag nach der Verkündung der Bundeswehr, die Potsdamer Sportfördergruppe aufzulösen, hatten sich die Wogen längst noch nicht geglättet. „Dieser Entschluss erschwert unseren Goldmedaillengewinnern gerade Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 den Weg“, sagte Ruder-Bundestrainerin Jutta Lau.
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Am Tag nach der Verkündung der Bundeswehr, die Potsdamer Sportfördergruppe aufzulösen, hatten sich die Wogen längst noch nicht geglättet. „Dieser Entschluss erschwert unseren Goldmedaillengewinnern gerade Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 den Weg“, sagte Ruder-Bundestrainerin Jutta Lau. „Das ist ein Novum in der Geschichte und zeigt, dass die Entscheidungsträger offensichtlich die Zusammenhänge nicht erkennen.“ Gerade in Zeiten, in denen immer rationaler mit Zeit umgegangen werden müsse, sei dies sowohl für die Athleten als auch für die Trainer eine enorme Arbeitserschwerung. Jutta Lau weiter: „Uns wird damit das professionelle Umfeld genommen.“ Bei den Verantwortlichen der Bundeswehr wird die Entscheidung wahrlich völlig anders gesehen. „Die Standortentscheidung ist mit größter Sorgfalt und auf Grundlage militärisch funktionaler und betriebswirtschaftlicher Argumente vorbereitet worden“, äußerte sich der Bonner Generalleutnant Budde. Äußerst fragwürdig, wenn man folgenden Aspekt betrachtet: Nach der geplanten Umstrukturierung wird es in Frankfurt (Oder) zwar weder das Kreiswehrersatzamt noch das Verteidigungsbezirkskommando mehr geben – die Sportfördergruppe bleibt jedoch ohne zugehörige Dienststelle erhalten. Anders in Potsdam: Hier bleiben die Dienststellen, die Sportfördergruppe wird hingegen abgeschafft. Der Leiter der betroffenen Gruppe, Hauptfeldwebel Uwe Zimmer, darf indes wenig sagen. „Ich würde nur gern wissen, welche Gründe zu dieser Entscheidung führten. Wir sind Deutschlands erfolgreichste Sportfördergruppe in den Sommersportarten.“ Als Soldat muss Zimmer die Sache akzeptieren, im Olympiastützpunkt darf man seinem Ärger hingegen schon Luft machen. „Die Athleten der Sportfördergruppe haben den Namen Potsdams und auch den der Bundeswehr in die Welt getragen“, zeigt sich Laufbahnberater Axel Auerswald sichtlich verärgert. „All das fällt nun weg. Das wäre so, als wenn man Oberhof die Sportfördergruppe der Wintersportler nimmt.“ Andreas Hoeppner, Chef des Potsdamer Olympia-Stützpunktes, war ebenfalls die Ratlosigkeit anzumerken. „Wir suchen seit gestern nach zwei Dingen. Nach dem Verursacher und den Grundlagen für diese Entscheidung. Weder die Bundeswehr noch die Staatskanzlei waren jedoch zu Erklärungen bereit.“ H. Mallwitz
H. Mallwitz
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