Landeshauptstadt: Millionen für „Goethes Erben“ Vier Gymnasiasten eröffneten fiktive Bank
Die Bilanz nach dem fünften Geschäftsjahr ist gut: Gewinne im zweistelligen Millionenbereich. Das Bankhaus kann in seinen Filialen neue Mitarbeiter einstellen.
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Die Bilanz nach dem fünften Geschäftsjahr ist gut: Gewinne im zweistelligen Millionenbereich. Das Bankhaus kann in seinen Filialen neue Mitarbeiter einstellen. Gleichzeitig müssen die Werbung fürs Online-Banking ausgebaut und Investitionen getätigt werden. Der Betrieb im fiktiven Bankhaus „Goethes Erben“ läuft auf Hochtouren.
Jenny (20), Dennis (19), Christian (18) und Stanley (18) von der Goethe-Gesamtschule in Babelsberg bilden eines von 735 Teams, das am Planspiel „Schul/Banker“ des Bundesverbandes Deutscher Banken teilnimmt. Im November eröffneten die vier ihr Bankhaus „Goethes Erben“. Statt Nadelstreifenanzügen und Kostümen tragen sie Jeans, legere Hemden, T-Shirts und das Haar individuell und ungestylt. Statt in bequemen Ledersesseln zu sitzen begnügen sie sich mit einfachen Schreibtischstühlen. Einmal im imaginären „Geschäftsjahr“ treffen sich die vier, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Zur Seite steht ihnen ihre Mathe- und Physiklehrerin Pia Bernau. „Aber nur organisatorisch“, wie Jenny erklärt. Manchmal bräuchten die Junior-Banker einfach die Aufforderung bestimmte Sachen zu erledigen, sagt die Abiturientin. Sie koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit. So gibt es eine Homepage, Jenny selbst schrieb an Zeitungen. Für den nächsten Tag der offenen Tür werden Flyer entworfen und verteilt. „Dafür gibt“s dann Gutschriften aufs Firmenkonto“, erklärt sie.
Seit November treffen sich die Schüler nach dem Unterricht. Meistens montags nach der achten Stunde. Dann werden sie zu Bankern und diskutieren bis in den frühen Abend die möglichen Veränderungen auf dem Kapitalmarkt und die Folgen für ihr Haus. Ihr millionenschweres Unternehmen will gut verwaltet sein. „Wenn man nur eine Zahl verändert, kann das fatale Folgen haben“, erklärt Dennis. Er zieht fünf große Blätter mit Erläuterungen aus der Spielmappe. Er spricht davon, dass Kunden ihr angelegtes Geld abheben. „Dadurch verringern sich dann die Einlagen des Unternehmens.“ Arbeiten könne man dennoch, aber zu neuen Bedingungen.
Anfangs sei es gar nicht so leicht gewesen: viele Fachbegriffe und große Zahlen. „Letztendlich kann man sich aber überall einarbeiten“, sagt Jenny sichtlich begeistert. Um sich die Arbeit zu erleichtern, haben sich die vier Mathematik-Liebhaber eine komplexe Computertabelle erstellt, um alle Folgen einer Entscheidung durchzuspielen. Will man investieren, ändert man eine Zahl und trägt sie in das entsprechende Feld ein, sagt Dennis. „Dann rechnet das Programm durch, was passiert.“
Die konjunkturellen Entwicklungen auf dem fiktiven Markt werden für jedes Geschäftsjahr vorgegeben. Aus so genannten Paketen können die Spieler ihre Aufgaben wählen und ihre Entscheidungen fürs neue Jahr treffen.
Die Schüler genießen das Spiel offensichtlich – allerdings hätten sie nicht gedacht, dass es so zeitaufwendig ist. Vorab gab es für jeden ein Heft mit allen Begriffen rund ums Bankgeschäft. Dann ging es los. Nebenbei mussten die vier ihrem Alltag als Schüler nachgehen und Klausuren, gar das Abitur schreiben.
Doch bereut haben sie es nicht. „Toll, dass man den Erfolg sehen kann“, meint Dennis. Christian ist von der „Teamarbeit“ begeistert. Auch wenn keiner der vier später mal ins Bankgeschäft möchte, sei das eine gute Erfahrung gewesen. Die vier Potsdamer hoffen nun eines von 20 Teams zu sein, dass an der dreitägigen Endrunde Ende März hier in Potsdam teilnehmen darf. Ulrike Strube
Ulrike Strube
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