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Landeshauptstadt: Mineralschätze Forschungen im Grottensaal des Neuen Palais

Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Im Grottensaal des Neuen Palais haben die beiden Mineralogen Dr. Uwe Altenberger und Martin Ziemann soeben eine weitere Untersuchungsreihe abgeschlossen.

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Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Im Grottensaal des Neuen Palais haben die beiden Mineralogen Dr. Uwe Altenberger und Martin Ziemann soeben eine weitere Untersuchungsreihe abgeschlossen. Schritt für Schritt sind sie dabei der Herkunft der zur Auskleidung des Saals verwendeten Mineralien auf den Grund gegangen und ermittelten die Schadensbilder. Bereits seit zehn Jahren wirkt das Institut für Geowissenschaften der Potsdamer Universität mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zusammen. Die Forschungen werden fortgesetzt, denn noch sind längst nicht alle 20 000 Edelsteine, Mineralien und Versteinerungen in den Schmuckbändern identifiziert. Sie stammen keineswegs nur aus der Erbauungszeit des Neuen Palais unter Friedrich II., sondern wurden durch alle folgenden Herrscher bis hin zu Kaiser Wilhelm II. um immer edlere und prachtvollere Stücke ergänzt, so unter anderen Achate, Aquamarine, Lapislazuli, Azurit, Topase, Amethystdrusen und Bergkristallstufen. Sie wurden von den Königen und Prinzen auf Reisen gesammelt, manche in der Edelsteinbörse Idar-Oberstein angekauft oder waren Geschenke wie ein Mosaikstück vom Grabe Christi, ein von Humboldt aus Südamerika mitgebrachter Rauchquarz oder die „Spitze des Kilimandscharo“. Die Forschungen sind schwierig, da keine Proben für eine Laboruntersuchung genommen werden dürfen. Ziemann und Altenberger nutzen deshalb eine von dem Inder Raman in den 20er Jahren entwickelte Methode. Dabei „durchleuchtet“ ein Laser an Ort und Stelle die Gesteine und macht die Spektrallinien sichtbar, die über die chemische Zusammensetzung Auskunft geben. Die vor allem in der chemischen Industrie eingesetzte Methode wurde für die Untersuchungen im Grottensaal verfeinert. Dadurch gelang es beispielsweise, in Quarzstücken winzige Einschlüsse zu finden, die über den Abgleich mit einer Schweizer Datenbank zum Herkunftsort dieser Mineralien führen können. Genauer untersucht wurde inzwischen auch das einzige künstliche Mineral im Grottensaal: Preußisch Blau und sein Ausgangsprodukt Gelbes Blutlaugensalz. Der Berliner Farbenmacher Diesbach hatte es 1704 durch Zufall entdeckt, als er ein Ausgangsprodukt mit einem Tieröl statt mit der ausgegangenen Pottasche versetzte. Die billig herzustellende Neuentdeckung löste weitgehend die aufwändig aus Naturprodukten hergestellten blauen Farben ab. Sie wurde dann auch für das Einfärben der Uniformen des preußischen Militärs verwendet. So erzählt jeder untersuchte Stein eine Geschichte und bereichert die Kenntnisse über den Grottensaal, erläutert die Museologin Dr. Käthe Klappenbach, die seitens der Stiftung den 1765 bis 1769 entstandenen Saal wissenschaftlich betreut. Zweites großes Anliegen der Forschungen ist, Ursprung und Wachsen von Schäden zu ermitteln, wie sie im Grottensaal schon zur Regierungszeit Friedrichs II. und seitdem immer wieder auftraten. Eindringende Feuchte lässt Sulfate auf die Gesteine einwirken, führt zu Ausblühungen, sogar zur Spaltung und zum Abfallen von den Wänden. Die Ermittlung dieser Schäden schafft wichtige Grundlagen für die Arbeit der Restauratoren. Dass eine umfassende Restaurierung des einmaligen Kunstwerkes Grottensaal notwendig ist, steht außer Frage. Der Beginn dieser Arbeiten ist, auch wegen der ungeklärten Finanzierung, jedoch unbestimmt.

Erhart Hohenstein

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