Landeshauptstadt: Miss Marple und Kuhköpfe an der Wand
Miss Marple ist so etwas wie der gute Hausgeist des Canapé. Ihr Porträt hängt an der Wand des „Bistro-Bar-Cafés“ in der Sellostraße 28.
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Miss Marple ist so etwas wie der gute Hausgeist des Canapé. Ihr Porträt hängt an der Wand des „Bistro-Bar-Cafés“ in der Sellostraße 28. Das heißt, eigentlich hängt dort ein Bild der Schauspielerin Margaret Rutherford. Und die ist freitags auf dem Fernseh-Bildschirm im Hinterzimmer zu erleben. Denn sie ist die „echte“ Miss Marple, ist sich Jörg Rottstock sicher. Der 42-jährige Agatha-Christie-Fan betreibt zusammen mit Sandra Kitzrow das Canapé.
Am 5. April dieses Jahres feierten die beiden Eröffnung in den Räumen, in denen bis 1956 die Fleischerei Arndt ihre Wurst verkaufte. Später wurden hier mit der Heißmangel Laken geplättet. Die grün-weißen Fliesen und Bodenkacheln gehören noch zur Original-Fleischer-Einrichtung aus der Zeit der Jahrhundertwende, verrät Kitzrow. Bemerkenswerter „Wandschmuck“ sind auch die Metallhaken in Kuhkopfform: „Die haben die Stangen gehalten, über denen früher die Würste hingen“, erklärt Kitzrow.
Trotz dieser eher nüchternen Vergangenheit wirkt das Canapé heute gemütlich. Im kleinen Hinterzimmer fühlt man sich mit Sofa und Stehlampe fast wie bei Oma zu Hause. Die Idee zur Kneipeneröffnung kam Kitzrow und Rottstock im Dezember 2006, als sie „keine Aufträge“ hatten. Denn beide arbeiten als Dozenten. Auch jetzt noch unterrichten sie vormittags Kommunikationstraining, Recht, Krankheitslehre und Pflegepraxis. Ab 14 Uhr aber stehen sie hinterm Tresen und in der Küche.
Das erste halbe Jahr hat das Canapé gut überlebt, so die Betreiber. Im kneipenarmen Potsdam-West ist das kaum verwunderlich. Nun will Rottstock, genannt Inge, „so langsam mit Veranstaltungen anfangen“. Außer der Miss-Marple-Reihe soll ein halbjährlich stattfindendes Kniffel-Turnier etabliert werden. Den Auftakt dazu gab es bereits im Juli. Sogar einen Pokal haben die Kneipiers dafür fertigen lassen. Ein anderes Projekt ist „Inge’s Bibliothek“. Der gelernte Altenpfleger stellt seine Lieblingsbücher vor und gibt Nachwuchsschreibern Raum für „selbst Verzapftes“. Der eine oder andere Christie-Krimi wird dann wohl auch dabei sein: „Die sind alle immer wieder schön.“ JaHa
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