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Aus alt mach sauber. Thorsten Wendland vom THW erklärte den Besuchern des Wasserwerks, wie die größte mobile Wasseraufbereitungsanlage funktioniert.

© M. Thomas

Von Günter Schenke: Misstrauen beim Wasser

Tag der offenen Tür im Wasserwerk: Schlangestehen beim amtlichen Wasser- und Umweltlabor

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Templiner Vorstadt – Wasser sei das am besten kontrollierte Lebensmittel, sagt Kerstin-Heike Jäger. Und: „Das Potsdamer Wasser hat eine gute Qualität.“ Die Diplomchemikerin muss es wissen, denn sie ist Geschäftsführerin der amtlichen Untersuchungsstelle, des Potsdamer Wasser- und Umweltlabors (PWU) mit Sitz am Schlaatzweg.

Doch viele Bürgerinnen und Bürger sind misstrauisch und standen mit Wasser gefüllten Flaschen am Samstag Schlange am PWU-Stand. Wie jedes Jahr beim Tag der offenen Tür im Wasserwerk Leipziger Straße bietet das Labor diesen kostenlosen Service an. „Ich wohne in einem sanierten Altbau in Babelsberg und möchte wissen, ob unserer Leitungswasser in Ordnung ist“, sagt eine junge Frau, die mit ihrer kleinen Tochter eine Wasserprobe abgibt. „Das Misstrauen ist nicht abwegig“, sagt Jäger. Aus Erfahrung wisse sie, dass bei Sanierungen nicht immer alle alten Rohre entfernt werden. Da komme es schon vor, dass ein Kupferrohr mit einem aus Stahl verbunden werde, wodurch Metall-Ionen ins Wasser gelangen. Der Wasserversorger sei nur bis zum Hausanschluss für die Qualität verantwortlich.

Einige Bürger bringen Brunnenwasser, das zu sauer ist. Andere sind besorgt, weil sich in der Badewanne ein brauner Bodensatz bildet. „Das ist ein Hinweis auf hohen Eisengehalt“, so die Chemikerin. Sie berichtet außerdem von Grünfärbungen, die ein Hinweis auf Kupfer-Verunreinigen seien. Nach Rückständen von Medikamenten im Potsdamer Wasser gefragt, sagt Jäger, dass es keine Hinweise auf schädliche Spuren gebe, auch nicht auf Rückstände der Anti-Baby-Pille. Laut Presseberichten gelangen in Ballungsgebieten große Östrogenmengen ins Abwasser und via Kreislauf wieder in die Wasserleitungen. „Wir konnten keinen Östrogengehalt feststellen“, versichert die PWU-Chefin.

In Katastrophenfällen ist es lebenswichtig, die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser aufrecht zu erhalten. Das Technische Hilfswerk (THW) zeigte beim Tag der offenen Tür die größte mobile Wasseraufbereitungsanlage Deutschlands. Es handelt sich um ein Mini-Wasserwerk im Container auf fahrbarem Untersatz. „Wir produzieren 32 000 Liter pro Stunde“, berichtet Einsatzleiter Thomas Litzke. Die Menge klinge zwar gewaltig, jedoch sei pro Person mit einem täglichen Verbrauch zwischen 100 und 150 Litern zu rechnen. Laut Litzke kommt das „THW-Wasserwerk“ nicht nur in Kriegsgebieten wie in der serbischen Provinz Kosovo zum Einsatz, sondern auch im Inland wie beim Elbehochwasser 2002. „Damals mussten wir drei Dörfer zwei Wochen lang mit Trinkwasser versorgen, weil das dortige Wasserwerk überflutet war.“ Die Qualität werde genauso überwacht wie in den großen Wasserwerken. „Wir müssen uns nach der TVO, der technischen Verordnung für Trinkwasser, richten“, sagt Litzke, der seine Tätigkeit wie alle THW-Kollegen ehrenamtlich ausübt.

Zum Tag der offenen Tür hatten sich Hunderte Interessierte an der Leipziger Straße eingefunden. Vom Filterhaus mit seinen zwölf riesigen Druck-Filterbehältern bis zum neuesten Kanalinspektionsfahrzeug war alles greifbar, was mit Wasser und Abwasser zu tun hat. Alle Einrichtungen sind gut beschildert und erklärt – ein wahres Freilichtmuseum. So ist auf dem Schild an den fünf blauen Rohrgitterkaskaden, die das Leitungswasser durchlüften, als Ziel der Behandlung zu lesen: „damit es gut schmeckt und gut riecht.“

Günter Schenke

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