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Sport: Mit 80 soll noch nicht Schluss sein
Heinz Rieger, Ehrenpräsident des SC Potsdam, feiert heute sein Jubiläum – und trainiert morgen weiter
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Heute macht Heinz Rieger mal eine Ausnahme. Am heutigen Mittwoch wird er nicht als Trainer des SC Potsdam im Luftschiffhafen tätig sein. Schließlich feiert der gebürtige Schlesier, der seit 1950 in Potsdam lebt, heute seinen 80. Geburtstag. Im Jugendclub „Offline“ des SC Potsdam im Kirchsteigfeld werden ihm Weggefährten aus sechs Jahrzehnten Trainertätigkeit im Luftschiffhafen die Hand schütteln. Ausschweifend wird Rieger jedoch nicht feiern – schließlich leitet er Donnerstagfrüh um 10 Uhr bereits wieder Erstliga-Volleyballerinnen seines Vereins beim zweistündigen Konditionstraining an, genauso wie am gestrigen Dienstag und wie seit zwei Jahren. „Am Mittwoch ist der Laden mal dicht, ansonsten bin ich fast jeden Tag hier, auch am Samstag und bei Bedarf am Sonntag“, sagt der Ehrenpräsident des SCP, dessen ganzes Leben der Sport ist. Gattin Hermine hat sich damit abgefunden, ihn kaum zu Hause zu haben – und auch mit 80 soll nicht Schluss sein, will sich Heinz Rieger nicht mehr Zeit für die Frau, seine drei Kinder Peter (Jahrgang 1953), Silvia (Jahrgang 57) und Astrid (Jahrgang 66) sowie seine sieben Enkel nehmen. „Ich mache weiter, so lan- ge ich noch motivieren kann, und damit habe ich derzeit kein Problem“, sagt Rieger, der neben den Volleyballerinnen auch Bobanschieber trainiert – für ganze 175 Euro Aufwandsentschädigung im Monat.
Zunächst war Heinz Rieger, der mit Mutter Elli und Bruder Horst 1945 Schlesien verlassen musste und im vogtländischen Hartmannsgrün landete, Schmied. „Es war phantastisch, aus Nichts etwas zu formen“, erinnert er sich an seine Lehrjahre seit 1946, in denen er von früh um sechs bis abends um sieben in einer Schmiede in Kiesdorf bei Görlitz arbeitete. „Ich habe dort viel fürs Leben gelernt, wollte aber in den Sport“, erinnert sich der einstige Dreispringer und Hobbyboxer, der schon in der Schule Vorturner war, später Fußball und Rasenhockey spielte, Sport im Heimatdorf organisierte und 1949 zur Kasernierten Volkspolizei nach Zittau ging. 1950 wählte er den Sport in Potsdam statt einer militärischen Kommandeursausbildung in Moskau, „und damit hatte ich mich richtig entschieden“, meint Rieger.
Er kam damals gemeinsam mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Erfolgstrainer Lothar Hillebrand in den Luftschiffhafen. „Wir waren die ersten, die dort als Leichtathletik-Trainer ausgebildet wurden“, erzählt Heinz Rieger. „Lothar war dann für Wurf zuständig, ich für Sprung.“ Nach einem Sportlehrer-Studium an der DHfK Leipzig zurück in Potsdam, führte Rieger die Dreispringer Hans-Jürgen Rückborn 1966 zu EM-Silber und Jörg Drehmel 1971 zum Europameistertitel und 1972 zu Olympia-Silber, Fünfkämpferin Burglinde Pollack 1972 und 1976 jeweils zu Olympia-Bronze sowie ab 1971 zu drei EM-Silbermedaillen in Folge. Stammhalter Peter wurde unter seiner Regie 1980 Olympia-Teilnehmer im Weitsprung, ehe er verletzt aufhören musste. Später hatte Heinz Rieger, der 1980 aus der Armee entlassen und vom damaligen Armeesportklub als Ziviltrainer weiterbeschäftigt wurde, im Nachwuchs Kevin Kuske im Sprint und Thomas Pöge im Zehnkampf unter seinen Fittichen.
Die begleitete er später auch, als sie nach internationalen Erfolgen bei den Junioren zum Bobsport wechselten. Seine Trainingsgruppe umfasste bis zu sechs junge Bobanschieber, mit dem jungen Bobsportler Daniel Gorzawski übte er auch gestern. Eine kurze Verschnaufpause im Luftschiffhafen verordnete er sich nur für den heutigen Mittwoch .
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