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Aus dem GERICHTSSAAL: Mit Abstechen gedroht

Überwachungsvideo überführte den Angreifer

Stand:

Schon in der Sparkasse des Waldstadt-Centers kam Rico R.* (22) der Mann am Nachbar-Geldautomaten suspekt vor. Er schaute an jenem 31. Januar 2009 auffällig zu ihm hinüber, verließ das Gebäude allerdings bald. Rico R. checkte seinen Kontostand, begab sich danach zum Ausgang. Dort wartete der Unbekannte, ergriff ihn am Schal und versetzte ihm drei Faustschläge ins Gesicht. Dann drohte er, ihn abzustechen, falls er nicht mitkäme, zerrte ihn in Richtung eines Wäldchens, trat auf ihn ein. Rico R. konnte fliehen.

Wegen Körperverletzung und Nötigung wurde Manuel M.* (24) gestern vom Schöffengericht zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte den Lehrling für Fahrzeugbau-Mechaniker ursprünglich auch wegen versuchten Raubes angeklagt, ließ diesen Punkt nach Abschluss der Beweisaufnahme aber fallen. Nach Geld – so Rico R. – habe ihn der Angreifer nicht gefragt. „Ich habe nur vermutet, dass er welches wollte“, erzählte er im Zeugenstand.

Er sei an besagtem Nachmittag zwar in der Sparkasse gewesen, Rico R. würde er heute allerdings zum ersten Mal sehen, versicherte Manuel M. – bereits vorbestraft wegen Beleidigung sowie Hausfriedensbruchs – zu Prozessbeginn. Doch Rico R. war sich hundertprozentig sicher: „Der Angeklagte war der Angreifer.“ Ein während der Verhandlung gezeigtes Video der Sparkassen-Überwachungskamera belegte, Manuel M. und Rico R. stehen eine Zeit lang nebeneinander an den Automaten. „Ich habe den Angeklagten auch auf der Wahllichtbildvorlage der Polizei zweifelsfrei als Täter wiedererkannt“, bekundete Rico R., der nach den Schlägen eine Schädelprellung und Schürfwunden im Gesicht erlitt.

Ein 21-jähriger Potsdamer, der zur fraglichen Zeit am Tatort vorbeikam, bemerkte im Außenbereich zwei Personen in einem Disput. Kurz darauf lief ihm Rico R. „völlig durch den Wind“ vor die Füße. „Er sagte, er sei gerade überfallen worden. Ich rief die Polizei“, berichtete der als Zeuge Geladene. Ob Manuel M. der Mann war, mit dem Rico R. zusammentraf, vermochte er nicht zu sagen. „Der Geschädigte war sehr erschrocken, als er das Bild des Angeklagten in unserer Kartei sah. Er zuckte regelrecht zusammen“, erinnerte sich der Kriminalist Rudolf S. (48) vor Gericht.

„Der Angeklagte war am Tatort. Das beweist das Überwachungsvideo objektiv. Es gab keinen unbekannten Dritten, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte und sich den Geschädigten schnappte“, befand die Schöffengerichts-Vorsitzende. „Das war schon ein erheblicher Angriff.“ Deshalb - so die Bewährungsauflage – muss Manuel M. 100 Euro Schmerzensgeld an Rico R. zahlen. (*Namen geändert.) Hoga

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