
© Jan Kuppert
Von Michael Meyer: Mit Ach und Krach gewonnen
Turbine Potsdam ließ beim 1:0 daheim gegen Herford viele Chancen ungenutzt und konnte sich nicht für das 1:4 in Frankfurt rehabilitieren
Stand:
Mit einem blauen Auge davon kam am Sonntag der Deutsche Frauenfußball- Meister Turbine Potsdam, der sein Heimspiel gegen Tabellen-Schlusslicht Herforder SV mit Ach und Krach 1:0 (1:0) gewann. „Das war heute katastrophal. Vorn und hinten hat bei uns nicht viel gepasst“, meinte nach dem Abpfiff Fatmire Bajramaj, der das einzige Tor der Partie gelang. Ein sehenswertes dazu, denn Bajramaj lief nach weitem Zuspiel Isabel Kerschowskis der Gäste-Abwehr davon und überwand Sonja Speckmann, die erstmals im Herforder Erstliga-Tor stand, aus 19 Metern mit einem Heber (11.).
Zu diesem Zeitpunkt rechneten die 745 Zuschauer noch mit einem Potsdamer Torreigen, mit dem sich Turbine nach dem 1:4 vor Wochenfrist beim FFC Frankfurt rehabilitieren würde. Doch weit gefehlt – der Champions-League-Sieger des Frühjahrs war zwar fast durchgängig feldüberlegen und erspielte sich Chance über Chance gegen den Aufsteiger. Er scheiterte aber mit Ausnahme der oben geschilderten Szene stets an eigenen Ungenauigkeiten oder an Herfords Torfrau Speckmann; so Tabea Kemme (10.), Jennifer Zietz (20., 53., 79.), Viola Odebrecht (27., 29.), Anja Mittag (31., 36., 72., 80.), Yuki Nagasato (35., 71., 72., 82.) unter den Augen des japanischen Nationaltrainers Nori Sasaki und auch „Lira“ Bajramaj (50., 60.). Vor allem Bajramajs Flanken vors Tor waren gefährlich, fanden gestern aber keine treffsicheren Abnehmer.
„Ich bin heute von vielen Spielerinnen enttäuscht, vor allem von einigen Nationalspielerinnen“, zürnte nach der Partie Bernd Schröder, der gestern Nadine Keßler wegen Knieproblemen auf der Bank ließ. „Nach einer solchen Leistung wie heute müsste sich manche fragen, ob sie das Trikot mit dem Adler tragen sollte.“ Von seiner Kritik aus nahm Potsdams Cheftrainer nur Babett Peter, Fatmire Bajramaj, Tabea Kemme und Anna Felicitas Sarholz, die gestern Turbines Kasten hütete und kurz vor Ultimo eine böse Überraschung verhinderte. Der Herforder SV, der in dieser Saison erst einen Punkt gewann, wurde immer kesser, nachdem sich Marion Gröbners Schuss knapp aufs Tornetz gesenkt hatte (66.). Nach einem Freistoß von rechts traf Heleen Jaques per Kopf zu Potsdams Glück nur den rechten Innenpfosten, ehe Sarholz das Leder noch ins Aus beförderte (87.).
„Wir haben uns heute sehr schwer getan und können mit dem 1:0 nicht zufrieden sein, auch wenn die drei Punkte wichtig sind“, meinte Babett Peter. „Schade, dass wir uns keine Sicherheit für die nächsten Aufgaben holen konnten. Schade auch, dass wir von unseren sonst wirklich tollen Fans in einem Spiel wie diesem nicht Unterstützung von außen bekommen, sondern nur kritisiert werden.“ Herfords Trainer Jürgen Prüfer zeigte sich ob der knappen Niederlage „stolz auf meine Mannschaft“ und erklärte: „Wir sind mit unserem Auftritt zufrieden und können heute erhobenen Hauptes zurückfahren.“ Schröder dagegen haderte mit dem Gesehenen. „Diese Mannschaft“, sagte er über sein Team, „kann alle schlagen, aber auch gegen alle verlieren.“ Und Lira Bajramaj gestand beim Gang in die Kabine: „Ich war froh, als die Schiedsrichterin das Spiel abgepfiffen hat.“
Turbine: Sarholz; Schmidt, Peter, Henning; I. Kerschowski, Zietz, Odebrecht, Kemme; Nagasato, Bajramaj, Mittag.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: