
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Mit Bananen gegen Rassismus
Die Polizei-Gewerkschaft GdP startete in Potsdam eine bundesweite Kampagne gegen Fremdenhass
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Die Bilder gingen um die Welt: Der dunkelhäutige Fußballspieler Dani Alves vom FC Barcelona wird bei einem Auswärtsspiel von einem Fan der gegnerischen Mannschaft FC Villarreal mit einer Banane beworfen. Statt sich beim Schiedsrichter zu beschweren, hebt Alves die Banane auf und beißt hinein (siehe Kasten). Dieser humorvolle Umgang mit Rassismus wird seitdem im Netz gefeiert und von vielen Sportlern und Promis per Video oder Foto nachgestellt, die Bewegung hat sich das Motto „We are all monkeys“ – „Wir sind alle Affen“ gegeben. Nun schließt sich die in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) organisierte Bundespolizei dem Trend an: Gemeinsam mit Potsdamer Schülern startete sie am Dienstag eine bundesweite Aktion gegen Rassismus.
Dafür verteilten die Gewerkschafter 1 000 Bananen an die Schüler der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule, die am Nachmittag ihr Sommerfest auf dem Gelände des SC Potsdam feierten. Genauso wie Alves Ende April sollten die Jungen und Mädchen in die Banane beißen, Gewerkschaftsvertreter filmten das Ganze. In den kommenden Tagen soll das Video auf der Gewerkschafts-Homepage landen und so weitere Anti-Rassismus-Aktionen nach sich ziehen.
Jörg Radek, Vorsitzender der GdP Bundespolizei, erhofft sich davon sowohl ein Umdenken bei seinen Kollegen, als auch einen positiven Effekt für das Image der Polizei. Schließlich habe die GdP, die laut Radek mehr als 20 000 Bundespolizisten in Deutschland vertritt, eine Vorbildfunktion. „Wenn die Kollegen sehen, dass sich ihre Gewerkschaft gegen Rassismus einsetzt, wird beim nächsten hohlen Spruch auf der Dienststelle vielleicht widersprochen.“
Allerdings sei Rassismus nur selten ein Problem bei der Bundespolizei, obwohl dieser Vorwurf oft erhoben werde, sagte Radek. So sei im Zusammenhang mit dem NSU-Untersuchungsausschuss von der Politik der Eindruck erweckt worden, die Struktur der Polizei würde Rassismus befördern. Zwar könnten Einzelfälle nicht ausgeschlossen werden, so Radek. „Wir können bei der Einstellung ja keinen Gesinnungs-Check machen.“ Die Mehrheit der Bundespolizisten sei aber keineswegs rassistisch. Oft komme es hingegen vor, dass sich Kollegen zum Beispiel ganz unbürokratisch um die Erstversorgung von in Deutschland ankommenden Flüchtlingen kümmerten, so Radek. Erst kürzlich sei etwa eine syrische Großfamilie an einem deutschen Bahnhof von Bundespolizisten aufgegriffen worden. Weil die zuständigen Behörden nicht besetzt waren, wandelten die Polizisten kurzerhand einen Aufenthaltsraum zu einem Matratzenlager um und kümmerten sich um Kinderspielzeug. In einem anderen Fall sei die Kaffeekasse einer Dienststelle geplündert worden, um Essen zu kaufen. „Die Kollegen gehen zwar gegen illegale Einreise vor, aber die Menschen sind für sie nicht illegal“, so Radek. Gerade durch Einsätze an der Grenze würden sie hautnah erfahren, wozu ethnische Verfolgung führe. Außerdem seien einige Bundespolizisten auch im Rahmnen internationaler Polizeimissionen der Vereinten Nationen in Kriegsregionen wie dem Kosovo oder Afghanistan eingesetzt. Gerade für sie seien Rassismus-Unterstellungen unerträglich.
Radek hofft, dass sich Gruppen der GdP in ganz Deutschland durch die Aktion animiert fühlen, ein Zeichen zu setzen. Auch sie könnten Videos oder Fotos auf der Webseite hochladen. „Wir hoffen, dass das nun eine Eigendynamik entwickelt“. Unterstützt wird die GdP von dem gewerkschaftlich initiierten Verein „Mach meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus e.V.“, kurz: Kumpelverein. Dieser verwendet seit Jahren die gelbe Hand als Symbol gegen Rassismus und Rechtsextremismus, und war auch am Dienstag in Potsdam aktiv. Sie sorgten dafür, dass zahlreiche Schüler der Steuben-Schule sich eine Hand gelb bemalten und sie in die Kamera hielten – als weiteres Zeichen gegen Rassismus.
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