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Landeshauptstadt: Mit bischöflichem Segen

Lepsius-Haus wird wieder aufgebaut – Begegnungsstätte geplant

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Lepsius-Haus wird wieder aufgebaut – Begegnungsstätte geplant Von Henner Mallwitz Die Zeiten, in denen das Lepsius-Haus an der Großen Weinmeisterstraße 45 ein Schattendasein fristen musste, sind vorbei: Gestern wurde das Baustellenschild feierlich enthüllt, und der armenische Erzbischof Karekin Bekdjian gab dem Haus seinen Segen. Der Startschuss ist damit gefallen – die Arbeiten an der Außenfassade des im 18. Jahrhunderts erbauten Gebäudes können somit beginnen. „Über die Wintermonate werden wir das Haus einrüsten, dann beginnt die Sanierung der äußeren Hülle“, so Hartmut Dorgerloh, Chef der Schlösserstiftung. „Anschließend folgt der Innenausbau.“ Nach und nach soll dann auch das Umfeld des seit 1994 leer stehenden Hauses gestaltet und einst dazu gehörige Gärten wieder angelegt werden. In den ersten Bauabschnitt fließen insgesamt rund 270000 Euro, von denen die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 54000, das Land 172000 und die Stadt 43000 Euro tragen. Im kommenden Herbst soll das Gebäude zumindest äußerlich in neuem Glanz erstrahlen. Wenn der Innenausbau fertiggestellt ist, wird im Lepsius-Haus eine Forschungs- und Begegnungsstätte eingerichtet und somit an das Wirken des Potsdamer Theologen Dr. Johannes Lepsius erinnert. Dieser baute zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein internationales Armenier-Hilfswerk in Europa und im Orient auf und schuf damit einen Vorläufer der Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen des Genfer Völkerbundes und der UNO. Besondere Berühmtheit erlangte Lepsius durch die Bekanntmachung des Völkermordes der Türken an den Armeniern 1895 und im Ersten Weltkrieg. Ein Fakt, der heute noch zu Diskussionen führt: Noch immer, so bestätigte Erzbischof Bekdjian gestern, werde in türkischen Lehr- und Geschichtsbüchern der Völkermord geleugnet. „Nicht zuletzt aus diesem Grund ist der Wiederaufbau des Lepsius-Hauses so wichtig“, betonte Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz, der auch dem Förderverein Lepsius-Haus vorsteht. „Denn dies ist ein konkreter Beitrag Potsdams für Toleranz und Menschlichkeit.“ Die Geschichte müsse zwar aufgearbeitet werden, sie dürfe aber keine Abrechnung sein, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs und sprach den Angehörigen der Terroropfer von Istanbul in diesem Zusammenhang sein Beileid aus. Die türkische Seite sei eingeladen, die künftigen Geschicke des Hauses mit zu gestalten. Das Lepsius-Haus stand seit dem Abzug der russischen Armee leer – bis dahin wurde es stark vernachlässigt und diente als Zahlstelle. Von dem Wiederaufbau erhofft sich Dorgerloh nun eine Initialzündung. Die angrenzenden ebenfalls stark verfallenen Gebäude wie die Villa Quandt und die Villa Schliefen, so der Stiftungschef, sollten nun die nächsten sein.

Henner Mallwitz

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