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Siegessicher. Arayk Marutyan, hier bei Babelsbergs letztem Heimkampf gegen Velbert noch ohne blauem Auge, will am Samstag mit Motors Boxern Erstliga-Dritter werden.

© Thomas

Sport: Mit blauem Auge nach Babelsberg

Nach seinem Kampf in der Weltliga in Paris will Arayk Marutyan am Samstag wieder für Motor boxen und dabei Seelzes Patrick Wojcicki schlagen, den er auch auf dem Weg zu Olympia hinter sich lassen muss

Stand:

Das rechte Auge ist noch geschwollen, der Schädel brummt noch – trotzdem will Arayk Marutyan am Samstag in den Babelsberger Boxring klettern und für Motor gewinnen. „Das ist nur ein kleines blaues Veilchen“, meint der Weltergewichtler, der in dieser Saison für Babelsberg in der 1. Bundesliga viermal in der 69-Kilo- Klasse antrat und das Seilquadrat viermal als Sieger verließ. „Das soll auch künftig so sein“, verspricht der 19-Jährige.

Am Samstag bestreitet Motor ab 18Uhr im Babelsberger Toyota-Autocenter gegen den BSK Seelze den abschließenden Erstliga- Rückkampf um Platz drei. Im Hinkampf am vergangenen Samstag in Seelze wurde Marutyan von Motor schmerzlich vermisst. Statt in der Nähe Hannovers schwang der Sportsoldat in der WSB-Weltliga für die Leipzig Leopards bei Paris United die Fäuste und unterlag dabei gegen Michel Tavares mit 1:4 Punkten. „Das war mein erster Kampf in der Weltliga“, erzählt Arayk Marutyan, der in Paris erstmals ohne Kopfschutz und mit freiem Oberkörper fünf Runden zu überstehen hatte. „Das war wie bei den Profis und war eine wertvolle Erfahrung für mich“, sagt der Faustfighter. „Meine Verletzung habe ich durch einen Kopfstoß an meine rechte Schläfe erlitten. Ich habe erst nach dem Kampf etwas gemerkt und beim Blick in den Spiegel dann gesehen, dass das Auge fast zugeschwollen war.“

Auch Ralph Mantau, der Trainer und Manager Motor Babelsbergs, hofft auf eine rechtzeitige Genesung Marutyans. Schließlich will seine Boxstaffel am Samstag versuchen, trotz eines deutlichen 9:14 in Seelze das Blatt noch zu wenden und Bronze zu gewinnen. Und gegen Seelzes Patrick Wojcicki, der im Hinkampf Babelsbergs Rinat Karimov knapp mit 13:11 Punkten bezwang, könnte Marutyan vielleicht mehr erreichen. „Arayk ist so etwas wie ein Punktegarant“, meint Mantau. „Er hat viel Potenzial, das er noch ausschöpfen kann.“ Darum hofft Mantau auch auf eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem Deutschen Meister von 2010. „Arayk hat signalisiert, dass er kein Mensch ist, der sich jedes Jahr einen neuen Verein sucht“, sagt der Babelsberger, und Marutyan bestätigt das: „Ich will länger für Babelsberg boxen, denn ich fühle mich bei Motor sehr wohl“, sagt der Hauptgefreite der Bundeswehr-Sportfördergruppe. Als er bei seiner Heimpremiere Anfang Februar gegen Serienmeister Velberter BC dessen Alexander Miller in der zweiten Runde zur Aufgabe zwang und das Publikum jubelte, „war das eine echt geile Stimmung“, erinnert er sich. Nun will er es auch gegen Wojcicki wissen. „Er ist die Nummer eins in meiner Gewichtsklasse und ich habe noch nie gegen ihn geboxt – aber ich werde ihn schlagen“, erklärt der Babelsberger, der am Samstag von seinem Trainingsort Berlin nach Babelsberg kommt.

Ehe Arayk Marutyan für Motor antrat, hatte er für das Boxteam Hanse Wismar in der 3. Bundesliga Ost gekämpft. „Dann hat mir mein Berater Peter Hanraths geraten, in der ersten Liga zu boxen, weil ich dort gegen stärkere Gegner mehr Erfahrungen sammeln kann“, so das 1,80 Meter große Talent, das von Hanraths nach Babelsberg vermittelt wurde. Hanraths, früher Geschäftsführer des Hamburger Profiboxstalls Universum, hat noch viel mit Marutyan vor. Er will ihn bekannter machen und hat ihm daher mit „Rayko Löwe“ schon mal einen deutschen Namen verpasst; so wie er einst aus dem Amateur Adnar Catic Profi Felix Sturm machte. „Ray- ko Löwe ist mein Künstlername, der sich hier in Deutschland besser einprägt“, bestätigt Motors Faustkämpfer, der als Kleinkind mit seinen armenischen Eltern aus Karabach nach Deutschland kam und in Schwerin aufwuchs. „Im Boxen trage ich ihn aber noch nicht.“ Hanraths, der als Entdecker späterer Stars wie Vitali und Wladimir Klitschko, Dariusz Michalczewski und Jürgen Brähmer gilt, will Arayk Marutyan auch auf dem Weg zu den diesjährigen Olympischen Spielen in London unterstützen. Um bei Olympia kämpfen zu können, muss Marutyan zunächst beim Chempiepokal vom 13. bis 18. März in Halle bester Deutscher im 69-Kilo-Limit sein, weil er nur dann beim letzten entscheidenden europäischen Olympia-Qualifikationsturnier vom 13. bis 22. April im türkischen Trabzon antreten darf. „Und dort muss ich ins Finale kommen, dann bin ich für London qualifiziert“, sagt er. Und: „Ich trau mir das zu, denn Olympia ist mein großes Ziel. Das kann ich schaffen.“

Zweiter Deutscher außer ihm beim Chempiepokalturnier ist im Weltergewicht – Patrick Wojcicki. Der Kampf der beiden am Samstag in Babelsberg wird also auch die Generalprobe für das weitere Duell der beiden um ein London-Ticket sein. Wenn es Arayk Marutyans rechtes blaue Auge denn zulässt.

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